Jena - In der Spieltheorie wird unter anderem untersucht, unter welchen Umständen und finanziellen Bedingungen man bereit ist, mit anderen zusammen zu arbeiten und gegebenenfalls auch andere zu bestrafen. Wie Lauri Sääksvuori vom Jenaer Max-Planck Institut für Ökonomik nun gemeinsam mit finnischen Kollegen im Rahmen von Tests zeigen konnte, steigert sich das uneigennützige Handeln eines Gruppenmitglieds zum Wohle der Gruppe, wenn die Gruppe im Wettbewerb mit anderen Gruppen steht. Auf die Praxis umgelegt könnte zum Beispiel die Politik spielerische Anreize schaffen und Menschen zum Beispiel zum Energiesparen anspornen, meinen die Forscher. Ihre Untersuchung ist in den "Proceedings of the Royal Society" erschienen.

In vielen Fällen hängt der Erfolg einer Gruppe davon ab, dass ihre Mitglieder entgegen möglicher eigennütziger Interessen zum Wohle der Gemeinschaft zusammenarbeiten. Wie gut Mitglieder konkurrierender Gruppen miteinander kooperieren und wie sie damit umgehen, wenn einzelne nur ihren Eigennutz verfolgen, untersuchten die Wissenschaftler in einem spieltheoretischen Laborexperiment. "Wir wussten, dass Gruppen, deren Mitglieder kooperieren, erfolgreicher sind. Unter welchen Umständen aber werden sie aktiv, wenn egoistisches Verhalten dem Erfolg der Gruppe im Weg steht?", erläuterte Studienleiter Sääksvuori die Fragestellung.

Spieltheoretische Untersuchung

Die Forscher bildeten Gruppen, deren Mitglieder in 30 Spielrunden Gelder auf ein eigenes oder das Gruppenkonto verteilen konnten. Den Betrag auf dem Gruppenkonto verdoppelten die Forscher nach jeder Runde und teilten ihn unter allen Mitgliedern auf – das Geld egoistisch zu horten, half also nur dem Einzelnen, wirkte sich aber negativ auf den Erfolg aller aus. Zudem variierten die Forscher die Bedingungen zum Teil: In einigen Gruppen bestand die Möglichkeit, eigennützig handelnde Mitglieder durch Punktabzug zu sanktionieren – dies kostete allerdings auch den Strafenden Punkte. Gleichzeitig standen manche Gruppen im Wettbewerb miteinander, dort gewann die Gruppe mit dem am besten gefüllten Gemeinschaftskonto bei Spielende.

Die Verhaltensforschung würde nun erwarten, dass rationale Individuen nicht sofort sanktionieren, sondern abwarten, um die Kosten der Sanktion anderen zu überlassen. Handeln alle Mitglieder so, blockiert sich aber die Gruppe - der Erfolg sinkt. Die Forscher beobachteten aber ein anderes Verhalten: Sobald eine Gruppe im Wettbewerb mit anderen steht, warten Gruppenmitglieder nicht mehr ab, ob ein anderer die Sanktion vornimmt – sie handeln schnell und nehmen die Kosten auf sich, zum Vorteil der ganzen Gruppe. "Der Wettbewerb zwischen den Gruppen bietet damit einen Anreiz-Mechanismus, um kulturelle Einstellungen zu verändern. Ein Fußballteam spielt auch mannschaftsdienlicher, wenn es um den Pokal geht", resümierte Sääksvuori. (red)