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Mit Chris Hondros (l.) und Tim Hetherington (r.) stieg die Zahl der bisher in Libyen getöteten Journalisten auf vier.

Foto: REUTERS/Handout

Misrata/Wien - Der Krieg in Libyen hat bisher 10.000 Rebellen, Zivilisten und Soldaten und auch vier Journalisten das Leben gekostet. Die beiden bisher letzten Opfer waren am Mittwochabend der Brite Tim Hetherington und der Amerikaner Chris Hondros. Sie wurden bei einem Mörserangriff in der seit Wochen von den Gaddafi-Truppen belagerten Rebellenhochburg Misrata im Westen Libyens getötet. Zwei weitere Journalisten wurden verletzt.

Die beiden Reporter galten als sehr erfahren durch jahrelange Arbeit in zahlreichen Brennpunkten kriegerischer Konflikte.

Hetherington starb nach Informationen der Organisation Reporter ohne Grenzen auf der Stelle noch während des Mörserangriffs. Der 41-Jährige hatte zuvor acht Jahre lang aus Westafrika berichtet - so war er der einzige Journalist, der 2003 aus dem Rebellengebiet in Liberia berichtete. 2007 gewann er den renommierten World Press Photo Award mit einer Reportage aus Afghanistan. Er wurde auch für den Oscar nominiert.

Hondros, ebenfalls 41 Jahre alt, überlebte den Angriff um einige Stunden, erlag dann aber seinen schweren Kopfverletzungen. Er war seit den 1990er-Jahren an zahlreichen Kriegsschauplätzen tätig, unter anderem berichtete er aus dem Kosovo, aus Sierra Leone, aus Afghanistan, dem Libanon und dem Irak. Auch er gewann mit seinen Arbeiten zahlreiche Preise.

2011 bereits 18 Reporter tot

Hetherington und Hondros waren nicht die ersten Reporter, die im Zuge des kriegerischen Konflikts in Libyen ums Leben kamen: Das erste Todesopfer war der aus Katar stammende Kameramann Ali Hassan al-Jaber. Der Al-Jazeera-Mitarbeiter geriet am 12. März in der Nähe von Bengasi in einen Hinterhalt und wurde erschossen. Bei dem Zwischenfall wurde ein anderer Reporter verletzt.

Bei dem zweiten Opfer handelte es sich um den libyschen Journalisten und Blogger Mohamed al-Nabous, einer der Gründer des TV-Senders Libya Al-Hurra. Er wurde am 19. März, dem ersten Tag der internationalen Militäroperationen, von einem Heckenschützen erschossen.

Mit Hetherington und Hondros wurden in diesem Jahr laut Reporter ohne Grenzen bereits 18 Berichterstatter bei der Arbeit getötet.

Im vergangenen Jahr kamen 57 Journalisten bei ihrer Arbeit ums Leben, 2009 waren es 76, 2008 60. Dazuzurechnen sind noch jeweils die Zahlen von Medien-Mitarbeiten, die etwa als Übersetzer oder Fahrer tätig waren.

"Prinzipiell können wir Journalisten natürlich nicht verbieten, in besonders gefährliche Gebiete zu fahren, um von dort zu berichten", erklärte Rubina Möhring von Reporter ohne Grenzen Österreich im Gespräch mit dem Standard. "Wir können nur informieren und auf Gefahren aufmerksam machen. Und natürlich sind wir dazu da, entsprechend zu helfen, wenn ein Kollege in Gefahr gerät."

Österreichische Reporter dürften sich zurzeit nicht in den gefährlichen Kampfzonen in Libyen aufhalten, so Möhring. (gian, STANDARD-Printausgabe, 22.04.2011)