Zwei "Weltanschauungen" verzeichnen die Marktforscher bei den Business-Handybenutzern: diejenigen, die ein kleines, simples Handy wollen und für alles andere auf einen externen Organizer wie Palm oder Pocket-PC, aber auch noch auf den guten, alten Papierkalender zurückgreifen.

"P 800" von Sony Ericsson

Die zweite Gruppe will hingegen lieber alles in einem Gerät vereint haben.

Für diese Käufer kristallisieren sich derzeit zwei verschiedene Konzepte heraus: die Organizer, die sich zum Telefon weiterentwickeln, wie beispielsweise etwa die Modelle von Handspring oder der "Mobile Digital Assistant" (MDA), den der Netzbetreiber T-Mobile anbietet; als Gegenkonzept gilt das klassische Handy, das zum Organizer ausgebaut wird, wie das "P 800" von Sony Ericsson.

Der MDA vereinigt drei Geräte in einem: einen Pocket PC inklusive Microsoft-Benutzeroberfläche, ein GPRS-Handy und ein mobiles Surfgerät für das Internet.

Basis und Anmutung des Ganzen ist der Pocket PC mit den üblichen Eigenschaften: Verwaltung und Bearbeitung von Terminen und Kontakten (per Stift und On-Screen-Tastatur oder mittels Handschrifterkennung) im Outlook-Programm sowie deren Abgleichung mit dem PC am Schreibtisch über eine Docking Station. Über diese können auch E-Mails, Zeitungstexte etc. zum späteren Lesen unterwegs klaglos auf den MDA heruntergeladen werden.

Eher ein unhandlicher Ziegel

Als Handy ist der MDA, egal ob man über den eingebauten Lautsprecher und das Mikrofon oder per Freisprecheinrichtung und Kopfhörer telefoniert, doch eher ein unhandlicher Ziegel.

Deshalb wurde er vom Tester in dieser Funktion auch kaum benutzt

Windows am Smartphone

Verlockend ist das Gerät vor allem wegen seines - im Vergleich zu den meisten GPRS-Handys - großen Touchscreen-Displays. Unter den so genannten T-Zones gibt es auch aktuelle "News", allerdings mit einer etwas schrägen Gewichtung. So stand zwischen der Schlagzeile ("US-Soldat bei Selbstmordanschlag in Bagdad getötet") und der ersten Wirtschaftsmeldung ("Grundig-Insolvenz") an zweiter Stelle folgende Nachricht: "Fans lauern Sandra Bullock auf dem Klo auf".

Zum Glück gibt es inzwischen auch für den Pocket PC angepasste Internet-Suchmaschinen (etwa www.google.at/palm) mit dem sich ergiebigere Nachrichtenquellen anzapfen lassen. Gut lesbar ist beispielsweise http://derStandard.at/text.

Das P 800 von Sony Ericsson scheint dazu im Vergleich das deutlich ausgereiftere Gerät mit dem besseren Konzept zu sein. Es arbeitet mit dem Betriebssystem "Symbian", das auch im Nokia 7650 zum Einsatz kommt. Im Vergleich zu einer Lösung Handy/externer Palm entfällt der lästige und noch immer sehr fehleranfällige Verbindungsaufbau über Infrarot oder Bluetooth.

In wenigen Sekunden sind Mails - egal ob Firmenserver oder individuelles Account - abgerufen, der Browser kann Internet- wie auch WAP-Seiten anzeigen.

Das P 800 wird auch im aktuellen James Bond "präsentiert"

Selbst Attachements werden gut dargestellt, die PC-Synchronisation läuft problemlos, und das Telefonieren ist im Vergleich zum MDA kaum gewöhnungsbedürftig.

Einzig die Erfassung von (längeren) Texten ist weiterhin ziemlich mühsam.

Im Gegensatz zum MDA hat das P 800 auch eine recht ordentliche Kamera eingebaut, die Fotos können als MMS oder Mails versendet werden.

Unter dem Strich ist derzeit das P 800 sicher das ausgereifteste Smartphone am Markt - was sich aber auch in einem stolzen Preis widerspiegelt. (Erhard Stackl, Michael Moravec - DER STANDARD Printausgabe 17./18. Mai 2003)