Jerusalem - In Reaktion auf die jüngsten Selbstmordanschläge wird Israel die erst vor kurzem gelockerten Absperrungen in den Palästinenser-Gebieten wieder verschärfen. Das berichteten israelische Medien am Sonntagabend nach einer Regierungssitzung in Jerusalem.

Das Westjordanland sei bereits wieder völlig abgeriegelt worden. Als Geste des guten Willens hatte die israelische Regierung vor dem Treffen von Ministerpräsident Ariel Sharon mit seinem palästinensischen Amtskollegen Mahmud Abbas am Samstagabend die Absperrungen gelockert.

Ausreiseverbot

Palästinenser aus dem Westjordanland und dem Gazastreifen dürften nicht aus Israel ausreisen und nicht nach Israel einreisen, teilte die Armee in Jerusalem mit. Bei zwei Anschlägen in Jerusalem hatten Selbstmordattentäter am Morgen ein Dutzend Menschen mit in den Tod gerissen. Am Samstagabend tötete ein Selbstmordattentäter im Westjordanland ein Siedlerehepaar und sich selbst. Nach den Anschlägen in Jerusalem sagte Sharon seine für Sonntag geplante USA-Reise ab.

Sharon lehnt Ausweisung Arafats ab

Sharon lehnte auf der Dringlichkeitssitzung des Kabinetts den Vorschlag ab, Palästinenser-Präsident Yasser Arafat aus dem Westjordanland auszuweisen. Wie das israelische Fernsehen berichtete, hatte Verteidigungsminister Shaul Mofaz zu der jüngsten Gewaltwelle gesagt, Arafat hätte schon vor zwei Jahren ausgewiesen werden sollen. Die Anschlagsserie vom Wochenende hatte neun Israelis das Leben gekostet. Allein sieben waren von einem Selbstmordattentäter mit in den Tod gerissen worden, der seine Bombe in einem Jerusalemer Bus gezündet hatte.

Angriff auf palästinensische Jugendliche

Im nördlichen Gazastreifen eröffneten israelische Soldaten am Sonntagabend das Feuer auf palästinensische Jugendliche, die die Patrouille nahe dem Flüchtlingslager Jebalia mit Steinen attackiert hatten. Nach palästinensischen Angaben wurde ein zwölfjähriger Bub tödlich getroffen, 13 weitere Palästinenser wurden verletzt. In Nablus im Westjordanland wurde nach Angaben des israelischen Rundfunks ein junger Palästinenser von Mitgliedern der Fatah-Organisation ermordet, weil er angeblich mit israelischen Behörden zusammengearbeitet hatte. (APA)