"Autokino" nannte des Österreichische Filmmuseum ihr vergnügliches Monatsprogramm im vergangenen September - und irgendwie wäre es schade, wenn einschlägige Großwerke wie der originale "Gone in 60 Seconds" nur mehr im musealen Rahmen zu erleben wären, und nicht in ihrem natürlichen Habitat.

Foto: Filmmuseum

Groß-Enzersdorf -  Nostalgikern einer Teenager-Kultur der 1960er/70er Jahre sei die traurige Mitteilung gemacht, dass Österreichs einziges erhaltenes Autokino in Groß-Enzersdorf nach 45 Jahren vorerst aufgibt. Als Grund für die Schließung - zumindest für diese Saison - nannte Betreiber Franz Lampesberger eine "exorbitante" Erhöhung der Vergnügungssteuer durch die an Wien angrenzende Gemeinde im Bezirk Gänserndorf.

Unter dem Titel "Verfehlte Kommunalpolitik killt Autokino" hatte Lampesberger, auch Präsident des österreichischen Kinoverbandes und Obmann der Fachgruppe Kino-, Kultur- und Vergnügungsbetriebe, am Donnerstag zur Pressekonferenz geladen. Während 200 Meter entfernt in Wien die Kinos von der Vergnügungssteuer befreit sind, sei diese in Groß-Enzersdorf auf zehn Prozent des Kartenpreises angehoben worden, beklagte Lampesberger diese Wettbewerbsverzerrung. Die Belastung steige damit von 3.800 auf 15.000 Euro jährlich, der Betrieb sei wirtschaftlich gesehen nicht mehr zu führen, zumal auch die Saison 2010 - bedingt durch mäßiges Wetter und die Fußball-WM - "katastrophal schlecht" war.

Seit 26 Jahren führt Lampesberger das Autokino - der Grund gehört zu zwei Drittel ihm, ein Drittel ist gepachtet. Nun hat er bereits fünf Beschäftigte kündigen müssen. Andere Gemeinden würden Kinos fördern, in Groß-Enzersdorf hingegen sei sein Gespräch mit Bürgermeister Hubert Tomsic   leider erfolglos geblieben. Er würde sich einen Konsens wünschen. Auch wenn die Causa im Juni doch noch im Gemeinderat behandelt werden sollte - für diese Saison wäre das zu spät. Allgemein habe die Kinobranche hohe Kosten zu tragen - die Digitalisierung erfordere Investitionen, die allein für das Autokino 140.000 Euro betragen würden.

Die Pressekonferenz stieß auch bei Branchenvertretern und Kommunalpolitikern auf Interesse. Wirtschaftsstadtrat Michael Rauscher erläuterte im Anschluss, in die Gespräche leider nicht eingebunden gewesen zu sein und bedauerte das - vorläufige - Aus für die Einrichtung, während Stadtrat Eduard Schüller verteidigend argumentierte, dass die Gemeinde auf ihre Einnahmen achten müsse und der Kinobetreiber die Abgabe vom Vorjahr noch nicht bezahlt hätte. Abgesehen davon, dass hier ein "sehr lokales" Problem vorliege, hielt Ferdinand Morawetz vom Elmo Movieworld Filmverleih neben Kritik an der - unterschiedlichen - Vergnügungssteuer für Kinos fest, dass er Lampesberger für dessen Engagement bewundere. Es wäre schade, wenn das Autokino endgültig verloren ginge. (APA)