Wien - Am Karfreitag wurde - wie erst jetzt bekannt wurde - ein dritter Mann im Zusammenhang mit der Neonazi-Seite Alpen-Donau verhaftet. Auf der neonazistischen Seite wird, mit einer Unterbrechung von wenigen Wochen, seit über zwei Jahren gegen Menschen gehetzt.

Vor zwei Wochen wurden der prominente Neonazi Gottfried Küssel und der 39-jährige A. festgenommen. Kurz danach ging die Seite mit dem Namen Alpen-Donau.info unter der neuen Adresse Alpen-Donau.net wieder online - mit identischem Layout, aber auf einer neuen Domain in Scottsdale, Arizona. Kurz danach ging die Homepage durch sogenannte DDoS-Attacken von Hackern vorübergehend offline, ist aber nun weiterhin abrufbar.

Thomas Vecsey von der Staatsanwaltschaft Wien bestätigte dem STANDARD die Verhaftung des dritten Mannes, eines Wieners, der wie schon A. auch für die technische Abwicklung der Seite verantwortlich gewesen sein soll. Über ihn wurde am Wochenende Untersuchungshaft verhängt. Ansonsten gibt man sich zugeknöpft.

Schon 2009 unter Verdacht

Wie eine STANDARD-Recherche ergab, handelt es sich bei dem dritten Verhafteten um B., einen seit frühster Jugend einschlägig aktiven 33-jährigen Rechtsextremen und Freund Küssels. Auch bei ihm wurde vor mehr als zwei Wochen eine Hausdurchsuchung durchgeführt - zeitgleich mit jener bei Küssel, ebenfalls in Wien Leopoldstadt. Warum der Mann erst vor einer Woche festgenommen wurde, erklärt man seitens der Staatsanwaltschaft mit "ermittlungstechnischen Gründen" . B. gehört jedenfalls genau wie Küssel zu jenen Personen, die Experten schon im Frühling 2009 - nur Wochen, nachdem Alpen-Donau.info ins Netz gestellt wurde - als mutmaßliche Täter ausfindig machen konnten. Die Polizei gab aber fast zwei Jahre an, dass man keinen Zugriff habe, weil die Seite auf einem US-Server liegt.

Jene Autoren der Seite, die offensichtlich noch nicht in Haft sind, beschäftigen sich derweil in letzter Zeit auffallend oft mit Grazer Themen: etwa dem Multikulti-Ball der Karl-Franzens-Uni Graz, wo nach Meinung der Neonazis der "Untergang unserer Kultur" gefeiert werde. Auch gegen den Grazer Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) wird gehetzt - mit einem Foto von einem Besuch Nagls in der Grazer Synagoge. (Colette M. Schmidt, STANDARD-Printausgabe, 29.4.2011)