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Neugierig und mit offenen Augen durch die Jobwelt zu gehen, lohnt sich

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Romana Schwarzgruber ist HR Business Partner bei A1 Telekom Austria

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Beate Nestlang ist seit sechs Monaten für den Vertrieb in der SolveDirect Headquarters Organisation (Europa mit Ausnahme von Deutschland) verantwortlich.

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Matthias Koch ist Geschäftsführer Fachverband Hotellerie der WKÖ

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Alexander Kintzi ist Leiter Channel Österreich, Unternehmensbereich Mittelstand, bei SAP Österreich

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Das Motto im fünften Jahr des STANDARD Mentoring Circle lautet  "Social versus conventional Business". Mentees und Mentoren unterschiedlicher Branchen tauschen im Jubiläumsjahr wieder neugierig Erfahrungen aus. Hier geben sie Einblicke, wie das funktioniert.

derStandard.at: Worauf kommt es beim Mentoring für Sie an?

Alexander Kintzi: Ich schätze die Erfahrungen und das Wissen oberster Managementebenen anderer erfolgreicher Unternehmen und den Austausch mit Führungskräften mit ähnlichen Herausforderungen wie ich sie kenne. Aufgrund der Fernbetrachtung von Problemstellungen kann ich wertvolle Tipps geben, aber auch einholen. Da ich im letzten Jahr von Deutschland nach Wien gezogen bin, möchte ich weitere österreichische Netzwerke knüpfen. So lerne ich auch andere Mentees kennen, mit denen ich mich gerne auch persönlich treffe.

Romana Schwarzgruber: Ich finde es vor allem als Frau in der Wirtschaft wichtig, Netzwerke zu bilden. Weiters schätze ich die Möglichkeit der Reflexion des eigenen aktuellen und vergangenen (Berufs)alltags. Als besonderen Vorteil empfinde ich die Partizipation am Erfahrungsschatz des Mentorenpools sowie den Austausch mit Peers aus anderen Branchen und Unternehmungen.

Beate Nestlang: Ich leite ein kleines Team, bestehend aus Key Account Managern und Presales Consultants. Diese Aufgabe ist sehr herausfordernd, weil Kunden und Team über mehrere Länder verteilt sind, unser Unternehmen ehrgeizige Wachstumspläne verfolgt und meine Rolle als eine Art 'Playing Captain' einerseits Management und Coaching Aufgaben, andererseits aber auch die Betreuung großer Kunden umfasst. Daher bin ich immer daran interessiert, mich weiterzuentwickeln und sehe den Mentoring Circle als eine sehr praxisbezogene und flexible Möglichkeit dazu, neue interessante Menschen zu treffen und den Horizont zu erweitern.

Matthias Koch: Es gibt die Empfehlung, jeden Tag neue Kontakte zu knüpfen. Das hält frisch und auf dem Laufenden.

derStandard.at: Was war die spannendste Erfahrung bisher?

Schwarzgruber: Bereits nach dem ersten Treffen war ich sehr berührt zu erleben, wie es möglich ist, nicht nur beruflich sondern auch persönlich und menschlich in diesem Rahmen in die Tiefe zu gehen. Meiner Mentorin gelingt es immer wieder, die Dinge auf den Punkt zu bringen und den Kern zu treffen.

Koch: Das Setting des Programms: Weg vom Tagesgeschehen, dem unmittelbaren Zwang, hin zur Reflexion und persönlichen Begegnung - verbunden mit einer reichhaltigen beruflichen Erfahrung.

Nestlang: In den letzten Wochen habe ich es als besonders spannend erlebt, wie schnell mein Mentor und ich eine persönliche Beziehung aufbauen konnten und wie viele für mich persönlich und beruflich relevante Themen in der kurzen Zeit eines gemeinsamen Frühstücks besprochen werden können.

Kintzi: Die Auswahl meines Mentors. Am Anfang konnte ich nicht erkennen, auf welcher Grundlage die mir vorgeschlagenen Mentoren zu mir passen sollten. Schlussendlich haben sie aber die Neugier in mir geweckt und die Entscheidung ist mir dann nicht ganz leicht gefallen. Nach einem enorm wertvollen, lebhaften Austausch wurde ich nun bestätigt, den perfekten Mentor für mich gefunden zu haben.

derStandard.at: Sie hatten abseits der Aufgaben in Ihrem Job die Gelegenheit, in einem Workshop Ideen für Social Businesse zu entwickeln. Wie erging es Ihnen dabei?

Nestlang: Mich hat genau dieser Kontrast zu meinem Job, der sehr spannend, abwechslungsreich und fordernd, aber eben nicht besonders 'social' ist, gereizt. Ich konnte mich einer Frage widmen, die sich im Arbeitsalltag für mich so nicht stellt. Im Workshop haben wir angeregt diskutiert und uns ein Bild gemacht, was Social Business eigentlich bedeutet.

Kintzi: Der Social Business Workshop war einer meiner erkenntnisreichsten Workshops überhaupt. Es war spannend zu erkennen, welcher Ideenreichtum im Austausch mit anderen Führungskräften unterschiedlichster Jobprofile dabei entsteht. Zunächst scheinbar unrealistische Vorschläge konnten dann doch im Prozess der Umsetzung wieder sinnvoll verwendet werden. Dieser Workshop verhalf mir und sicherlich auch den anderen Teilnehmern, das tägliche Arbeiten und Erfolgsstreben sinnvoll zu überdenken und noch stärker im Sinne der Nachhaltigkeit über den Tellerrand zu schauen.

derStandard.at: Wenn Sie an die Beziehung Mentor-Mentee denken: Was nehmen Sie mit, was können Sie geben?

Nestlang: Mit der Wahl meines Mentors habe ich es sehr gut getroffen, ich kann sehr offen über aktuelle Ereignisse oder Problemstellungen meiner täglichen Arbeit sprechen, ohne sofort auf mich selbst zurückgeworfen zu werden. Mein Mentor stellt kluge Fragen, die mich zum Nachdenken anregen oder mich auf bisher nicht identifiziertes Potential oder Schwierigkeit einer Situation aufmerksam machen. Ich bekomme aber auch Empfehlungen zu Newslettern, Artikeln oder Büchern, die interessant und hilfreich sind. Ich selbst gebe viel positives Feedback zu den Gesprächen und der empfohlenen Literatur.

Schwarzgruber: Ich sehe es als faszinierende Horizonterweiterung durch die branchenübergreifende Vernetzung, in meinem Fall Microsoft Österreich mit A1 Telekom Austria, sowie als Rückkoppelungsmöglichkeit für meine eigenes Werte- und Sinnsystem. Ich bin begeistert und möchte vor allem Frauen stärker zum Netzwerken ermutigen.

Koch: Ein Gefühl an Bestätigung. Vieles, was ich bisher mit mir alleine ausgemacht habe, wurde durch interessante Begegnungen gestützt. Darüber hinaus neue Sichtweisen, insbesondere ermöglicht durch meinen Mentor mit seiner hohen persönlichen Integrität und seiner internationalen Perspektive. Ein besonders positives Erlebnis: das Gefühl der Vertrautheit.

Kintzi: Wir treffen uns mindestens einmal pro Monat in gemütlicher Atmosphäre einer Vinothek und diskutieren intensiv und sehr offen über den Berufsalltag, eine gesunde Work-Life-Balance, allgemeines Zeitmanagement, aktuelle Personalführung und sonstige aktuelle Wirtschafts- und Politikthemen. Diese Diskussionen fördern die objektive Sicht auf mein tägliches Tun und das Priorisieren von Aktivitäten. Schön zu sehen ist aber auch, dass die Gespräche beidseitig positive Auswirkungen haben können. So konnte mein Mentor auch schon den ein oder anderen Tipp zu seinen aktuellen Management und Vertriebs-Herausforderungen verwenden. (derStandard.at, 4.5.2011)