Bild nicht mehr verfügbar.

In der vergangenen Woche glänzten die Schwergewichte der Branche mit Milliardengewinnen, lediglich BP macht die Folgen der Katastrophe auf der Deepwater Horizon noch etwas zu schaffen.

Foto: AP/Herbert
Grafik: STANDARD

Die größten Ölkonzerne verdienen heuer mehr als 200 Milliarden Dollar und dürften den Rekord aus 2007 toppen. Der hohe Ölpreis kompensiert Restriktionen bei der Bohrung. Jetzt wackeln US-Steuerbegünstigungen.

Washington/Wien – Höhere Sicherheitsauflagen bei der Tiefseebohrung und das Moratorium für Förderungen im Golf von Mexiko können den Profiten der großen Ölkonzerne nichts anhaben. In der vergangenen Woche glänzten die Schwergewichte der Branche mit Milliardengewinnen, lediglich BP macht die Folgen der Katastrophe auf der Deepwater Horizon noch etwas zu schaffen. Der hohe Ölpreis im Verbund mit starken Einsparungen brachte den Multis im ersten Quartal Gewinnsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich.

Diese Entwicklung dürfte im laufenden Jahr anhalten, sind Marktbeobachter überzeugt. Die vom Finanzdatenanbieter Factset abgebildeten Analystenschätzungen gehen heuer von einem Nettogewinn der 20 größten Ölkonzerne von mehr als 219 Milliarden Dollar. Das entspricht einem Zuwachs von 44 Prozent gegenüber dem Vorjahr und liegt über den bisherigen Rekordjahren 2007 und 2008, obwohl der Ölpreis damals mit mehr als 140 Dollar je Fass deutlich über dem aktuellen Niveau lag.

Aktien legten stark zu

Den Konzernen kann's recht sein: Die steigenden Gewinne schlagen sich in den Aktienkursen nieder, die seit Jahresanfang um rund 20 Prozent zugelegt haben. Der Börsenwert von Branchenprimus Exxon-Mobil kletterte auf 433 Milliarden Dollar. Der Konzern wartete vergangene Woche gleich mit einem Gewinnsprung von 69 Prozent auf 10,7 Mrd. Dollar für das erste Quartal auf. Shell schaffte ein Plus von immerhin 30Prozent, Chevron meldete am Freitag einen Zuwachs von 36 Prozent. BP lag zwar leicht unter dem Vorjahreswert. Allerdings sind 5,5 Mrd. Dollar Nettogewinn angesichts der hohen Belastungen durch die vor einem Jahr explodierte Plattform und entfallene Erträge nach dem Verkauf von Aktivitäten auch nicht von schlechten Eltern. Die meisten anderen Firmen haben den Gewinn trotz rückläufiger Produktionszahlen gleichfalls erhöht.

Dem Sektor kommt entgegen, dass die USA demnächst wieder Lizenzen für Tiefseebohrungen vergeben werden. Das Moratorium im Vorjahr hat die Förderung im Golf laut US Energy Information Administration um 12,7 Prozent sinken lassen. Derzeit ist die Vergabe von zehn Lizenzen durch das US Bureau of Ocean Energy Management in Vorbereitung.

Angriff auf Steuerzuckerln

Weniger günstig für die Energieriesen verläuft die Steuerdiskussion: Präsident Barack Obama hat sich am Samstag erneut für die sofortige Streichung von Steuerbegünstigungen ausgesprochen. Zuletzt sind die Republikaner, die in der Frage mit Verweis auf drohende Stellenstreichungen und höhere Preise traditionell ablehnend reagiert haben, den Demokraten weit entgegengekommen.

Die Begünstigungen werden auf vier Milliarden Dollar geschätzt. Angesichts des ausufernden US-Budgetdefizits wird ein Beitrag der Ölindustrie immer wahrscheinlicher. Der Schwenk der Republikaner wird zudem auf die rasch anziehenden Preise an der Zapfsäule zurückgeführt. Das für europäische Verhältnisse immer noch tiefe Niveau von einem Dollar je Liter treibt den Amerikanern die Zornesröte ins Gesicht. (Andreas Schnauder, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.5.2011)