Sarajewo/Skopje - Die NATO-geführte Bosnien-Schutztruppe SFOR soll bis Jahresende auf 7000 Mann reduziert werden. Das erfuhr die APA aus europäischen Diplomatenkreisen in Sarajewo. Ein SFOR-Sprecher wollte die Information nicht bestätigen und verwies auf ein im Juni anstehendes Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel, die für Entscheidungen über den Abzug von Teilen der heute knapp 13000 Soldaten starken, aus 34 Nationen zusammen gesetzten Friedenstruppe zuständig sind.

Ende April hatte bereits die russische Regierung angekündigt, ihre 9000 in Bosnien stationierten Mann bis August aus dem Nachkriegsland abzuziehen. Nach Unterzeichnung des Dayton-Friedensvertrages, der den Bosnien-Krieg im Dezember 1995 formal beendete, waren fast 60000 Einheiten der NATO-Implementierungstruppe IFOR in die frühere jugoslawische Teilrepublik entsandt worden.

weitere Reduzierung des SFOR-Personals

Unter EU-Diplomaten in Sarajewo gilt die weitere Reduzierung des SFOR-Personals als Voraussetzung für die Übernahme des im Dayton-Vertrag US-Generälen vorbehaltenen Posten des SFOR-Oberkommandanten. Schon Anfang 2004 will die EU die Führungsrolle in eigener Regie durchführen können, eine Absicht, die beim Treffen der EU-Verteidigungsminister am Montag in Brüssel erneut bekräftigt werden wird.

So gilt der Wechsel an der Spitze des Kommandos im SFOR-Hauptquartier in Butmir am Stadtrand von Sarajewo als erster ernsthafter Beweis für die militärischen Fähigkeiten der Union, die mit Aufstellung einer 60000 Mann starken Schnellen Eingreiftruppe die Konsequenzen aus ihrem Scheitern bei der Schlichtung der Balkan-Kriege in den neunziger Jahren ziehen will.

Während in NATO-Kreisen weiter Zweifel an den operativen Fähigkeiten der EU bestehen, ohne logistische Unterstützung des westlichen Militärbündnisses auszukommen, hält der Oberkommandant der EU-Einheiten in Mazedonien (EUFOR) die Übernahme des SFOR-Kommandos "für machbar".

Friedensvertrages von Ohrid

Der französische General Pierre Maral, der an der Spitze von 400 EU-Soldaten steht, die die Umsetzung des im August 2001 zwischen albanischen Extremisten und mazedonischen Regierungsvertretern geschlossenen Friedensvertrages von Ohrid überwachen sollen, sagte der APA: "Während wir in Mazedonien noch auf die Unterstützung der NATO angewiesen sind, wird die Operation in Bosnien weitaus autonomer durchzuführen sein."

Mit der von der EU geleiteten Operation "Concordia" setzt die Union zum ersten Mal die Vorgaben ihrer Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik durch. Sie ist die Nachfolgemission der NATO-Operation "Allied Harmony". (APA)