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Ein Sprung in das kühle...und wertvolle Naß

Foto:APA/Techt

Innsbruck - Wasser wird immer knapper, die Begehrlichkeit, damit Geld zu verdienen, größer. "Wir verwenden viel mehr Grundwasser, als sich regenerieren kann", so die Kanadierin Maude Barlow in einem gemeinsamen STANDARD- Gespräch mit Koautor Tony Clarke (u. a. "Blaues Gold. Das globale Geschäft mit dem Wasser", Kunstmann, 2001). Die beiden Experten hielten sich anlässlich einer Süßwassertagung in Innsbruck auf.

Nach UNO-Angaben wird auch das Verteilungsproblem größer. 1980, als 1,4 Milliarden Menschen keinen täglichen Zugang zu Trinkwasser hatten, wollte die UNO genau dies bis zum Jahr 2000 schaffen. Nun schätzt man, dass bis 2020 jedem zweiten das tägliche Wasser fehlt. Barlow: "Die UNO hat erkannt, dass es ein politisches Problem gibt, hat aber nicht das Bewusstsein, dass auch Weltbank und WTO politische Zügel brauchen."

Einen Wasserexport in Pipelines, wie er etwa vom französischen Suez-Konzern aus den Alpen nach Südwesteuropa erwogen wird, ist für das Autorenduo problematisch. Die technischen Hürden könnten angesichts der "starken kommerziellen Interessen" eines Tages überwunden werden. Clarke warnt aber: "Wir müssen zwar Lösungen finden, wie wasserreiche Regionen wasserarmen aushelfen können" - wobei der Preis in "gemeinsamer Verantwortung von Regierungen" öffentlich zu regeln sei, weil sich für Wasser kein gerechter Marktpreis finden lasse. Aber statt zu exportieren, bestünde die Hauptaufgabe im nachhaltigen, haushälterischen Umgang mit der Ressource in jeder Region: nicht nur, um zu sparen, sondern um so genügend Wasser in den Kreislauf rückführen zu können.


Gefahr für Österreich

Zudem würden auch Länder mit hohen Standards wie Österreich oder Bayern beim Export "verlieren": Multis würden sich an den Standards wasserärmerer Regionen orientieren, die Angebotsqualität würde sinken - auch in den Exportländern -, der Preis steigen.

Den Grund für den zu hohen Grundwasserverbrauch ortet das Autorenduo in der wachsenden Industrialisierung und in der Versiegelung der Böden. "Wird der Boden wie ein Regenschirm abgedeckt, fließt mehr Wasser in den Ozean, statt ins Grundwasser". Ein maßgeblicher Grund für den Anstieg des Meeresspiegels.

Banken sollen zahlen

Barlow und Clarke begrüßen den Vorschlag des italienischen Sozialökonomen Riccardo Petrella, Verfasser des "Wassermanifests": Banken und Versicherungen sollten (mit 0,01 Prozent ihrer Transaktionen) einen Fonds speisen, womit die Wasserversorgung aller 600 Millionenstädte gelöst werden könnte.

Kann aber ein Wassermarkt, der bereits 40 Prozent des Erdölmarktes ausmacht, reguliert werden? Barlow: "Die Regierungen müssen sich darüber verständigen, dass Wasser ein nicht zu ersetzendes Gemeingut ist. Und deshalb nicht kommerzialisierbar."(Hannes Schlosser, Benedikt Sauer, Der Standard, Printausgabe, 19.05.2003)