Nach wie vor stehen schwere Vorwürfe im Raum gegen fünf Staatsanwälte, die mit dem Fall Natascha Kampusch betraut waren. Gegen die Männer wird wegen des Verdachts des Amtsmissbrauchs ermittelt. Dabei sollen sie den Ermittlungen in einem der bekanntesten Kriminalfälle der österreichischen Geschichte absichtlich im Weg gestanden haben, wie ihnen ein pensionierter Höchstrichter vorwirft. Immerhin geht es um den Verdacht, dass es nicht nur einen Täter, nämlich den toten Wolfgang Priklopil, gegeben habe. Immerhin geht es um Kinder, die durch diesen oder sogar weitere Täter noch immer gefährdet sein könnten - ein sehr ungemütliches Thema.
Umso mehr überrascht die Gemütlichkeit, mit der in diesem Fall vorgegangen wird. Es ist bald zwei Jahre her, da wurde die damalige Justizministerin Claudia Bandion-Ortner von der beunruhigten Kommission, die sich monatelang mit dem Fall beschäftigt hatte, alarmiert. Ein Jahr dauerte es dann, bis es auf Druck aller Parlamentsklubs und der Öffentlichkeit zu neuen Untersuchungen kam. Jetzt, weitere sechs Monate später, werden erst jene einvernommen, die mit ihren Vorwürfen die neuerliche Untersuchung gegen die Staatsanwälte losgetreten hatten.
Man darf wirklich gespannt sein, wie viele Monate vergehen werden, bis jener Mann, den Polizeibeamte und ehemalige Kommissionsmitglieder für den Hauptverdächtigen neben Priklopil halten, befragt wird. (Colette M. Schmidt/DER STANDARD, Printausgabe, 4. Mai 2011)