Die letzten Plakate werden aufgehängt: Nach dem Freispruch im Tierschützerprozess nützt der Verein gegen Tierfabriken (VGT) das mediale Rampenlicht und startete heute die nächste Aktion: VgT-Obmann Martin Balluch sitzt seit Mittwoch elf Uhr 24 Stunden lang in einem Kastenstand, in dem normalerweise Zuchtschweine ihr Leben fristen.

Foto: Benedikt Narodoslawsky

Ein verkleideter Mozart, der Konzertkarten verkauft, sagt: "Es ist Mittwoch. Am Freitag und Samstag wäre die Aktion besser gewesen, da sind mehr Leute auf der Straße." Viele Passanten gehen an Balluch vorbei, ohne von der Aktion Notiz zu nehmen - im Gegensatz zu den Presse-Fotografen.  Balluch schaut ernst in die Kamera und sagt: "Wir wollen eine Diskussion über Kastenstände anreißen." Hintergrund: Ein Entwurf des Gesundheitsministeriums sieht vor, dass die Kastenstandhaltung eingeschränkt werden soll. "Das wäre ein Riesen-Fortschritt. Wir sind aber für ein völliges Verbot", sagt Balluch.

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Im Kastenstand - 190 Zentimeter lang und 67 Zentimeter breit - streichelt Balluch seinen Hund Kuksi. "So ein Kastenstand ist für die großen Sauen", sagt Balluch. Seit 2006 laufe eine VgT-Kampagne für ein Kastenstandsverbot, die auch die Bevölkerung mehrheitlich befürworte. Er verweist auf eine aktuelle Ifes-Umfrage, derzufolge sich 80 Prozent der Österreicher für ein absolutes Kastenstandsverbot aussprechen. Jetzt gehe es darum, dass das schwarze Landwirtschaftsministerium kein Veto gegen das Vorhaben des roten Gesundheitsministers einlege, meint Balluch.

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Am Infotisch sammeln die Mitglieder des VGT Unterschriften für die Aktion "Stopp der Schweinquälerei in Österreich". Berta hat gerade unterschrieben und sagt: "Das geht mir zu Herzen was da passiert." Ihr Mann Gottfried unterschreibt nicht. "Man muss nicht überall dabei sein." Dennoch sympathisiere er mit der Idee des VGT. "Ich hab den Balluch nach seiner Motivation gefragt und er hat gesagt, er ist wegen des Tierleids getrieben von einer inneren Stimme. Das verbindet mich mit ihm."

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"Schauen Sie sich das an, da kriegt man eine Ganserlhaut. Da kann man gar nicht radikal genug eingreifen", sagt VgT-Mitglied Elisabeth Wimmer aus Linz, die schon am 2. Mai zur Urteilsverkündung im Tierschützerprozess nach Wien gereist ist. "Neben der KPÖ ist der VGT der einzige Verein, von dem ich voll überzeugt bin und für den ich mich einsetze, weil ich das Anliegen für ganz dringend halte."

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Im Zuge der Aktion werben die Aktivisten auch für andere Anliegen. Auf dem Infotisch liegen Broschüren mit den Titeln "Fiaker - Tierquäler im Namen der Tradition", "Nur a bisserl a Pelz", "Stop long animal transports", "Dramatische Zustände - Ferkelkastration ohne jegliche Schmerzausschaltung" und "Helfen Sie dem Tierparadies Schabenreith".

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Für das "absolute Kastenstandsverbot in der Zuchtsauenhaltung und für das Verbot der betäubungslosen Kastration der männlichen Ferkel" wird Martin Balluch bis Donnerstag, elf Uhr, auf engstem Raum am Stephansplatz ausharren. Hinter Gittern wird er in einer Ö1-Diskussion ab 18.25 Uhr über den Tierschützer-Prozess und den Paragraf 278a StGB sprechen. (Benedikt Narodoslawsky, derStandard.at, 4.5.2011)

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