Klagenfurt - Der umstrittene Aussichtsturm auf dem Pyramidenkogel in Keutschach könnte nun doch verwirklicht werden. Es liegt nun nämlich eine abgespeckte Variante vor, die nicht wie bisher zehn Millionen Euro, sondern noch mehr acht kosten soll. Der von einer breiten Bürgerinitiative als "größenwahnsinniges Pleiteprojekt" heftig bekämpfte "Turmbau zu Keutschach", eine rund 100 Meter hohe Holz-Stahl-Konstruktion, hatte im vergangenen Jahr die Gemüter in der 2500-Seelen zählenden Fremdenverkehrsgemeinde erregt.

Vor allem deshalb, weil das Land Kärnten die Gemeinde Keutschach zum Mitzahlen von rund 4,5 Millionen Euro verpflichten wollte, ohne jedoch ihr wirtschaftliche Autonomie garantieren zu wollen. Viele Gemeindebürger fürchten daher, dass ihre Gemeinde daran "finanziell ausbluten" könne und es dabei im Hintergrund auch um Parteienfinanzierung, wie die Opposition meint, gehen könne. Das weisen die Befürworter zurück.

Fast ein Jahrt lang lag das Projekt auf Eis. Am vergangenen Sonntag stellten nun die Turmbefürworter um Bürgermeister Gerhard Oleschko (FPK) überraschend die neue Variante des Architektenteams Klaura&Kaden vor. Außer dass das Projekt zwei Millionen weniger kosten soll, liege aber nichts Konkretes vor, beklagt der Grüne Albrecht Grießhammer von der Keutschacher Opposition. Diese ist jetzt allerdings stark geschwächt: Denn den Befürwortern dürfte es jetzt gelungen sein, die ÖVP (zumindest VP-Chef und Gemeinderat Michael Holliber) aus der rot-schwarz-grün- und orangen Plattform herauszusprengen.

Dobernig für raschen Bau 

Mit allen Mitteln wird nun um die beiden übrigen VP-Mandatare im Keutschacher Gemeinderat gerungen. Damit könnte Oleschko im Gemeinderat die Mehrheit für sein "Lieblingsprojekt" bekommen. Finanzlandesrat Harald Dobernig (FPK) hofft jedenfalls auf einen baldigen Baustart.

Am Mittwochabend hatten die Turmgegner bei einer weiteren Bürgerversammlung ihre Alternativvariante präsentiert. In dieser soll die bestehende Aussichtsplattform um drei Millionen saniert und ein attraktiver Gasstronomiebetrieb angeschlossen werden. Auch die Parkplätze seien in dieser Variante bereits inkludiert.

Grießhammer: "Wie ist es möglich, dass ein und dasselbe Projekt plötzlich statt zehn nur mehr acht Millionen kostet?" Es habe sich jedenfalls nichts daran geändert, und Details würden auch weiterhin nicht bekanntgegeben. So würden bis dato weder genaue Pläne noch detailliere Wirtschaftlichkeitsberechnungen vorliegen. "Auch das Acht-Millionen-Projekt zahlt sich für die Gemeinde nicht aus", so Grießhammer. Damit es sich überhaupt für die Gemeinde rechnet, müssten die nächsten 25 Jahre statt wie bisher 110.000 rund 70.000 zahlende Besucher jährlich mehr den Turm besichtigen, sagt Grießhammer.

VP-Gemeinderat Michael Holliber dagegen spricht von einem "vernünftigen Kompromiss", und auch VP-Landeschef Josef Martinz meint zufrieden: "Wird der Turm halt etwas niedriger." (Elisabeth Steiner, DER STANDARD Printausgabe, 5.5.2011)