Institut für Systemische Therapie Wien: "Morton Mies - Wie die Depression siegt und wie sie scheitert". Carl-Auer 2011

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Depression ist ein inflationärer Begriff und viel zu ungenau, um ein Krankheitsbild mit all seinen Facetten zu begreifen. Denn depressiv muss nicht nur Niedergeschlagenheit bedeuten, sondern kann auch mit Aggression verbunden sein. Um eine umfassende Darstellung, die auch für Laien nachvollziehbar ist, ging es den Psychotherapeuten des Instituts für Systemische Therapie, die nun eine sehr ungewöhnliche DVD produziert haben. Eine Handpuppe, Morton Mies, verkörpert die Depression, und erklärt im Gespräch mit einer Therapeutin, mit welchen Strategien sie Menschen erobert. Zu Beginn wirkt dieser Zugang zwar leicht künstlich, doch wer sich auf diese Methodik einlässt, erfährt nicht nur viele typische Verhaltensmuster, sondern lernt auch, wie sich die Erkrankung in den Griff bekommen lässt. Externalisieren, nennen die systemischen Therapeuten diese Methode, die ein Problem vom individuellen Einzelfall trennt und durch diese Art der Abstraktion neue Einblicke ermöglicht. Lösungsorientiertheit ist eines der Merkmale dieser Methode: Wenn die Therapeutin im Film die arrogante Handpuppe im existenzialistisch-intellektuellen Outfit dialogisch in die Knie zwingt, dann erzeugt das beim Zuseher auch eine Art Hochgefühl.

Fazit: In Österreich sind 400.000 Menschen von Depression betroffen, einen kennt also wahrscheinlich jeder, und insofern ist diese DVD nicht nur lehrreich, sondern hat auch einen überaus praktischen Nutzen. Denn nur wer Kranke versteht, hat die Möglichkeit zu helfen. Die DVD kostet 19,90 Euro und kann unter 01/714 38 00 bestellt werden. (Karin Pollack, DER STANDARD Printausgabe, 09.05.2011)