Wien - Wie alle anderen Unis muss auch die Medizinische Universität Wien ordentlich sparen. Das wirkt sich auch auf das Allgemeine Krankenhaus aus, schließlich stellt die Med-Uni die rund 1500 Ärzte im AKH. "Allein um den Betrieb in der derzeitigen Form aufrechterhalten zu können, bräuchte die Med-Uni jährlich 30 Millionen Euro mehr", sagt Rektor Wolfgang Schütz. Derzeit beträgt das Budget der Uni 240 Millionen Euro - und das wird auch in den kommenden Jahren so bleiben. Denn in der Vorwoche hat die Bundesregierung den Budgetrahmen für die Unis für den Zeitraum 2013 bis 2015 eingefroren.

In einem Brief vom 2. Mai an die Leiter und Leiterinnen der Universitätskliniken spielt Schütz den Ball auch an die Stadt Wien weiter: "In der Zwischenzeit, genau bis 1. 1. 2012, werden aber strukturelle Maßnahmen von Seiten des Krankenanstaltenträgers vonnöten sein, damit auch mit einem etwas reduzierten Personalstand im AKH das Auslangen gefunden werden kann, und anstelle von Personaleinsparungen Diensträder zurückgefahren werden können."

Bestimmte Leistungen wie etwa die Unfallchirurgie oder Herzkatheter-Untersuchungen könnten innerhalb des Krankenanstaltenverbundes besser verteilt werden, erklärt Schütz im Gespräch mit dem Standard.

Stadt pocht auf Verträge

Es sei vertraglich festgelegt, wer im AKH wofür zuständig ist, lässt KAV-Generaldirektor Wilhelm Marhold ausrichten - und für die Med-Uni sei dies eindeutig der Bund und nicht die Stadt. Diese trägt die Kosten für das nichtmedizinische Personal, den laufenden Betrieb und die Infrastruktur. 2010 waren es 484 Millionen Euro.

In seinem Schreiben hält Schütz auch fest, dass frei werdende Dienstposten auch weiterhin nicht nachbesetzt werden. Außerdem sollen die derzeit 172 Diensträder - in der Nacht sind 172 Ärzte anwesend - ab kommendem Jahr "deutlich" reduziert werden. Alle Kliniken sollen demnach von dieser Maßnahme weitgehend gleich betroffen sein.

Ursprünglich habe es 230 Diensträder gegeben, sagt Thomas Szekeres, Med-Uni-Betriebsrat und Vizepräsident der Ärztekammer Wien, auf Nachfrage. In den letzten Jahren wurden die Dienste auf 172 zurückgeschraubt. "Wenn weiter reduziert wird, ist es nicht möglich, den Betrieb wie bisher aufrechtzuerhalten", befürchtet Szekeres. Das könnte dazu führen, dass in den Notfall-ambulanzen keine Fachärzte mehr zur Verfügung stünden.

Viele Ärzte müssten ihre wissenschaftliche Arbeit bereits in die Freizeit verlegen, weil sie ihre Arbeitszeit zur Gänze in der Klinik verbringen, sagt Szekeres. "Es geht nicht darum, dass Möchtegern-Nobelpreisträger nicht zum Forschen kommen, sondern die Kapazitätsgrenze ist schlicht erreicht - und die Patienten werden es merken, wenn das AKH nicht mehr die Hauptanlaufstelle für Notfallpatienten am Nachmittag und in der Nacht sein kann." (Bettina Fernsebner-Kokert/DER STANDARD, Printausgabe, 7./8. Mai 2011)