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Burschenschafter mit Fackeln im Vordergrund, dahinter die Gegendemo am Heldenplatz.

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Laute Pfiffe und "Nazis Raus"-Rufe übertönten die "Totenrede" der Burschenschafter

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Unter den Burschenschaftern waren auch der Wiener Klubchef der Freiheitlichen, Johann Gudenus (links im Bild), und dessen Vater, der 2006 wegen NS-Wiederbetätigung verurteilte John Gudenus (rechts im Bild).

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Ebenfalls dabei: Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (Bildmitte).

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Der Wiener FPÖ-Landtagsabgeordnete Wolfgang Jung hielt statt FPÖ-Chef Strache die "Totenrede".

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Wien – Unter heftigen Protesten hat der Wiener Korporations-Ring (WKR) am Jahrestag der Kapitulation Hitler-Deutschlands sein "Totengedenken" auf dem Heldenplatz abgehalten. Rund 700 Gegendemonstranten hatten sich laut Polizei neben der Burschenschafterveranstaltung eingefunden, Demo-Teilnehmer berichten über Twitter von 1.700 Teilnehmern, zu groben Zwischenfällen ist es laut Polizei vorerst nicht gekommen, am Abend kam es zu mindestens einer Festnahme. Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, der wegen einer Auslandsreise kurzfristig den Termin am Heldenplatz absagte, sprang der Wiener FPÖ-Lantagsabgeordnete Wolfgang Jung als Redner ein.

Wo war Strache?

Auch am Montag herrschte weiterhin Geheimniskrämerei über den Grund der Absage von Strache. Sein Sprecher sprach am Montag von einem "absolut vertraulichen" Auslandstermin, bei dem es um den Aufbau einer europäisch-freiheitlichen Plattform gegangen sei. Wo sich Strache genau aufgehalten haben soll, war aus der Partei nicht zu erfahren, nur soviel: "In Europa."

"Dieser Auslandtermin war schon seit längerem in Vorbereitung, ohne dass ein konkretes Datum fixiert hätte werden können", entschuldigte auch FPÖ-Generalsekretär Herbert Kickl die Abwesenheit seines Parteichefs beim "Totengedenken" des Wiener Korporations-Rings (WKR). Strache hätte dort die Gedenkrede für die gefallenen Soldaten des Zweiten Weltkriegs halten sollen und hatte dafür bereits im Vorfeld etwa von SPÖ, ÖVP und Grünen Kritik einstecken müssen. Kurz vor Beginn der Veranstaltung kam die offizielle Absage Straches.

"Für uns Freiheitliche ist es höchst erfreulich, dass dieser wichtige Termin, in den viel Vorbereitungsarbeit geflossen ist, zustande gekommen und nichts davon durchgesickert ist", beschrieb Kickl weiter kryptisch den Verhinderungsgrund Straches. "Andererseits ist es natürlich ein Wermutstropfen, dass HC Strache deshalb seine geplante Teilnahme an der gestrigen Veranstaltung absagen und sich als Redner vertreten lassen musste", bedauerte man. Das Totengedenken sei trotzdem unter Straches "persönlichem Ehrenschutz" gestanden.

Die Mitglieder des WKR, dessen Vorsitz in diesem Jahr die rechtsextreme Wiener akademische Burschenschaft Olympia innehat, hatten sich zu Beginn des Zuges auf den Heldenplatz gegenüber der Uni Wien eingefunden, wo bereits heftig protestiert wurde. Unter den Teilnehmern befand sich – trotz Straches Absage – etliche FPÖ-Prominenz. So etwa der Wiener Klubchef der Freiheitlichen, Johann Gudenus, und dessen Vater, den 2006 wegen NS-Wiederbetätigung verurteilten John Gudenus. Ebenfalls dabei war der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf, als sogenannter "Alter Herr" Mitglied der rechtsextremen Olympia.

FP-Redner beschimpft Demonstranten als "Pack"

Auf dem Heldenplatz sowie bereits auf dem Weg zur dortigen Krypta hatte sich ein großes Polizeiaufgebot eingefunden, das den Zug begleitete.

Bereits als Jung das Wort ergriff explodierten einige Knallkörper in der Sicherheitszone zwischen 700 Gegendemonstranten und 300 Burschenschaftern. Auf diese ging der freiheitliche Politiker sogleich ein: "Wenn es überhaupt einer Berechtigung bedarf, weswegen wir überhaupt hier sind, braucht man nur dorthin schauen." Und weiter: "Was würde uns blühen, wenn dieses Pack da drüben an die Macht käme." Zudem bezeichnete es Jung als "unglaubliche Provokation", dass die Demonstranten entgegen der Erwartung der Veranstalter doch näher an das "Totengedenken" durften. Er sprach von einem "Wink der SPÖ".

Strache bei "Verhandlungen auf europäischer Ebene"

Jung entschuldigte auch seinen Parteichef Strache, weil dieser kurzfristig zu wichtigen "Verhandlungen auf europäischer Ebene" musste, anstatt wie angekündigt vor den Burschenschaftern zu sprechen. Dieser habe sich keineswegs absentiert und bedauere zutiefst, nicht hier sein zu können.

Attacken gab es vor allem auf die Grünen, die bei einer eigenen Veranstaltung zum 8. Mai mit Champagner gefeiert hätten. "Für viele waren diese Tage alles andere als eine Befreiung", so Jung.

"Obwohl national, eigentlich Wirrköpfe"

Der FPÖ-LAbg. versuchte aber auch, sich von Rechtsextremen, die auf etwa auf der Website "alpen-donau.info" für das Totengedenken geworben hatten, zu distanzieren. Obwohl sich diese als national ausgeben würden, seien sie "eigentlich Wirrköpfe". Jung verurteilte etwa das Beschmieren von Grabsteinen von KZ-Opfern. "Das Recht auf Gedenken gilt nicht nur für bestimmte Gruppen", rechtfertigte er die Veranstaltung.

Der Bundesheer-Brigadier Jung sprach sich auch deutlich gegen die Abschaffung der Wehrpflicht aus und verurteilte die Auflassung des Grabes des NS-Luftwaffenoffiziers Walter Nowotny auf dem Wiener Zentralfriedhof. "Es gibt keine einzige Äußerung, die man ihm vorwerfen könnte." Sogar der ehemalige Gegner im Zweiten Weltkrieg zolle diesem Respekt. Wäre Nowotny am Leben geblieben und bei der richtigen Partei gelandet, hätte ihn Kreisky vielleicht sogar zum Verteidigungsminister gemacht.

Nach der Kranzniederlegung zogen sowohl die Burschenschafter als auch die Gegendemonstranten ab. Die Burschenschafter versammelten sich dann noch zwischen Bundeskanzleramt und Hofburg und sangen "Die Gedanken sind frei".


Es habe "keine relevanten Ereignisse" gegeben, teilte die Polizei mit. (red/APA)