Die Kanadier Death From Above 1979 ließen das Publikum seine Kinderstube vergessen: Voll arg surfte man über den Köpfen anderer Gäste - ein schönes Fest.

Foto: Florian Schulte

Krems - So schön es auch zirpte, blubberte und die lieblichsten Melodien zeitigte, anschauen wollte man sich Gold Panda nicht. Das Kremser Donaufestival rief am zweiten Wochenende kurz ein Phänomen in Erinnerung, das man glücklich verdrängt hatte: den Laptop-Artisten "live". Die Karl-Heinz Grassers der Musik, Abteilung: Was war meine Leistung?

Gut, ein bisserl Cursor-Action und Dioptrien-verachtende Netzhautperforation via Bildschirmstrahlung soll man nicht kleinschreiben, dazu den Apple- oder Mikrosoft-Shakin'-Stevens geben - derlei Multitask-Fähigkeit vor einem Bühnenbild der Marke ORF-Testbild von 1985 war durchaus beachtlich. Aber dann doch nicht sehenswert in dem Sinne, dass man dabei sein will, wenn jemand so etwas "live" abruft und aufführt. Zwar tänzelten unverbesserliche Hedonisten, zu einem mitreißenden Auftritt hat doch fast alles gefehlt.

Aus demselben Grund überspringen wir den Auftritt des britischen Duos Mount Kimbie - um vom Auftritt der kanadischen Rabiatperle Death From Above 1979 zu berichten.

Die nach einigen Jahren Pause wiedervereinte Formation festigte mit ihrem Auftritt ihren Ruf als unerbittliches Brutalisten-Duo mit Feingefühl. Feingefühl bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Stücke von DFA79, das sind derbe In-your-face-Eruptionen, trotz aller Garstigkeit nicht ihre Wiedererkennbarkeit einbüßen. Zusätzlich verdeutlichten Jesse F. Keeler an Bass oder Synthesizer und Sebastien Grainger als singender Schlagzeuger bei ihrem Österreichdebüt, dass man trotz akustischer Amokläuferei bester Laune sein kann.

Dieses Temperament übertrug sich auf das anwesende Kunstpublikum, das sogleich in die Niederungen popkultureller Begeisterungsformeln köpfelte und sich dem auf jedem Kommerzfestival verbotenen Crowdsurfing hingab: Blut, Schweiß und Tränen, gefühlsecht. Das hat man beim Donaufestival noch nicht oft gesehen, und eine Lesung mit Geräuschen, zu der etwa Laurie Anderson am Donnerstag lud, bot da natürlich keinen vergleichbaren Anlass.

Bestätigungsprogramm

Death From Above 1979 kamen also, sahen - und drückten bis zum Anschlag durch. Wobei trotz nachhaltiger Wirkung der Darbietung festgehalten werden muss, dass ihr Auftritt höhepunktlos blieb. Schließlich brachten die beiden ihre Kunst schon mit dem ersten Stück auf den Punkt, der Rest war Bestätigungsprogramm zu wechselnder Instrumentierung. Nicht schlecht, aber nicht superb. (Karl Fluch/ DER STANDARD, Printausgabe, 9.5.2011)