Hamburg - Mit einer glanzvollen Gala hat das Verlagshaus Gruner + Jahr am Freitagabend seinen renommierten Henri Nannen Preis für die besten journalistischen Arbeiten vergeben. 1200 Ehrengäste aus Politik, Wirtschaft, Medien und Kultur kamen ins Deutsche Schauspielhaus in Hamburg, um die Preisträger aus Print- und Onlinejournalismus zu ehren.

"Qualitätsjournalismus ist mehr als das schnelle Übermitteln von Fakten und Meinungen", sagte Gruner + Jahr Vorstandschef Bernd Buchholz. "Recherche, Nachfrage und Selektion: Journalismus soll mehr als das Vordergründige vermitteln". Um die "Unvergänglichkeit großer Worte und Gedanken" zu unterstreichen, wurde die Bühne mit klassischen Statuen dekoriert.

Doku

Der Preis für die beste Dokumentation ging an ein elfköpfiges Team vom Magazin "Spiegel" für den Beitrag "Ein deutsches Verbrechen". Der Artikel analysierte Abläufe, Vorgänge und Verantwortlichkeiten des Bombardements der Tanklaster bei Kunduz. "Sie haben im besten Sinne des Wortes aufgeklärt", sagte der Laudator, "Focus"-Herausgeber Helmut Markwort.

Den Sonderpreis erhielt Susanne Leinemann, die einen brutalen Raubüberfall erlebte und darüber im "ZEITmagazin" unter dem Titel "Der Überfall" schrieb. "Sie hat eine exemplarische Geschichte über die Abgründe unserer Gesellschaft geschaffen", sagte Arbeitsministerin Ursula von der Leyen bei der Übergabe des Preises. Mit professioneller Distanz habe sie ein Stück "außergewöhnlichen Journalismus" geschaffen.

Humor

In der Kategorie Humor wurde Hans Zippert ausgezeichnet. Sein Beitrag "mich trifft der Schlag" erschien in der Tageszeitung "Die Welt". "WAZ"-Chefredakteur Ulrich Reitz sagte: "Man muss schon ein Meister seines Faches sein, um über den eigenen Schlaganfall humorvoll herzuziehen".

In der Königsklasse Reportage ging der Henri Nannen Preis an Rene Pfister vom "Spiegel". Für seinen Artikel mit dem Titel "Am Stellpult" hatte er Horst Seehofer am Pult seiner Modelleisenbahn porträtiert.

Christine Kröger vom "Weser-Kurier" erhielt den Henri-Nannen-Preis für die "beste investigative Leistung". Ihre Arbeit "Im Zweifel für den Staatsanwalt" zeige, dass nicht nur die großen Magazine die investigative Kontrollfunktion der Presse wahrnehmen können, meinte die Jury. "Ich kann das ja noch gar nicht glauben - ich bin doch nicht vom Spiegel und nicht vom Stern", sagte Kröger.

Foto

Der Fotograf Stephan Vanfleteren wurde für die beste fotografische Autorenleistung ausgezeichnet. Er porträtierte in seiner Fotoreportage "Es gibt was Neues hier seit gestern", die in der Zeitschrift "DU" (Zeitschrift für Kultur) erschien, den Künstler Tomi Ungerer in seinem Studio in Irland.

Der Henri Nannen Preis für das publizistische Lebenswerk ging an den Sprachkritiker, Autor und Journalisten Wolf Schneider. Mit dem Preis für Pressefreiheit wurde die Französische Zeitung "Le Canard enchainé" geehrt.

Die insgesamt 16 Preisträger aus Print und Onlinejournalismus erhielten neben einem Preisgeld auch eine Skulptur: den "Henri", eine von dem Berliner Bildhauer Rainer Fetting geschaffene Bronzeskulptur von stern-Gründer Henri Nannen (1913-1996) im Andenken an dessen Lebenswerk. Der Preis ist mit insgesamt 35.000 Euro dotiert. (APA/dpa)