„Lauter totes Tier", würden sie grillen, und „vielleicht auch noch eine Ente", scherzen die SalzburgerInnen.

Foto: derStandard.at/Disoski

Faschierter Kebab, Hühnerspieße und gegrillte Tomaten stehen heute auf dem Speiseplan von Mazians Familie.

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Eine Familie, die auf dem von ihm reservierten Grillplatz gegrillt hat, lud Mazian (rechts) spontan zum Mitgrillen ein. „Bei uns ist jeder willkommen", sagt er.

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Die Grillzone Brigittenauerbucht ist eine der beiden offenen Grillzonen der Donauinsel.

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Auf Simges Grill liegt Hühner-, Lamm- und Rindfleisch. Tomaten und Paprika werden nicht gegrillt, weil sie „knackig und frisch einfach besser schmecken"

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Zwar gäbe es eine „handvoll Dixiklos", aber „die würden wir nie im Leben benutzen", sagen Simge und Sevnur angeekelt.

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Das Lachen der sechs SalzburgerInnen ist schon von weitem zu hören. In T-Shirts und mit Sonnenbrillen stehen sie, ein paar Holzscheite zwischen ihren Füßen, scherzend um den gemauerten Grill und trinken "Kühles Blondes" aus der Dose. Zwei größere, angekohlte Holzstücke liegen im Grill, sorgen für leises Knistern und ein dünnes Rauchwölkchen.
Es ist Samstagmittag auf der Donauinsel. Frühsommerliche Temperaturen, Sonnenschein, Windstille und strahlend blauer Himmel locken zahlreiche Grillfans an.

Liebster Brutzelort
Zwar stehen Grillbegeisterten in Wien an insgesamt sieben verschiedenen Standorten öffentliche Grillplätze zur Verfügung. Der von den WienerInnen am liebsten aufgesuchte Ort zum Brutzeln ist aber die Donauinsel, so die MA 45, die für die Grillzonen und Grillplätze im Donauinselbereich zuständig ist. Seit der Eröffnung der Donauinsel-Grillsaison am 21. April, stehen die zwei weitläufigen Grillzonen (Brigittenauerbucht und Steinspornbrücke) Brutzelfans wieder kostenlos und ohne Voranmeldung zur Verfügung. Wer keinen eigenen Grill hat oder diesen nicht mitnehmen möchte, kann einen der fünfzehn Grillplätze nutzen.

Herzstück Holzkohlengrill
Herzstück dieser Grillplätze ist ein runder, gemauerter Holzkohlengrill. Die jungen SalzburgerInnen stehen um den Grill von Platz Nummer 12, der sich auf Höhe der Nordbrücke befindet. "Wir haben noch nie auf der Donauinsel gegrillt", erzählen sie und verraten, dass vier von ihnen eigens nach Wien angereist sind, weil mit der "heutigen Grillerei ein Geburtstag gefeiert wird". Da sie gehört hätten, dass an den Wochenenden "hier alles komplett voll ist", haben sie ihren Platz schon vor drei Monaten "problemlos via Internet" reserviert.

"Lauter totes Tier"
Mit dem Grillen selbst haben es die MitzwanzigerInnen weniger eilig als mit der Grillplatz-Anmeldung. Gegen 13 Uhr ist die für das Grillen benötigte Glut noch in Arbeit, der Packsack mit der Grillkohle wartet noch ungeöffnet neben dem Grill auf seinen Einsatz und von Würstel, Steaks, Spießen oder Gemüse ist noch nichts zu sehen. Auf den Tischen und Bänken, die zu jedem Grillplatz gehören und aus einer Stein- und Holzkombination gefertigt sind, liegen verschlossene Rucksäcke. Was für Leckereien sich darin verbergen, wird mit einem einstimmigen "lauter totes Tier" beantwortet. "Vielleicht kommt ja auch noch eine Ente dazu, hier gibt's so viele davon.", scherzt das Geburtstagskind.

"Faschierter Kebab, Hühnerspieß und Tomaten"
Ein anderes Bild zwei Grillplätze weiter. Aus einem Radio ist leise arabische Musik zu hören, um die beiden Tische herum stehen zwei junge Männer, die Spieße vorbereiten, in der Wiese spielen Frauen und Kinder fangen. Auf dem großen Holzkohlegrill sind zwei kleinere, selbst mitgebrachte Griller aufgebaut, auf einem davon steht ein Samowar. "Bei uns gibt es heute faschierten Kebab, Hühnerspieße und gegrillte Tomaten", sagt Mazian und deutet mit dem Kopf nach hinten zu dem Tisch, wo die Spieße vorbereitet werden. Dass für einen Grillplatz pro Tag zehn Euro Miete gezahlt werden müssen, findet er angemessen, schließlich stelle die Stadt Wien "nicht nur den Grill, sondern auch Mistkübel, Trinkwasser, eine Toilette und das Holz für's Grillen" zur Verfügung.

"Jeder ist willkommen!"
Der eingefleischte Grillfan kommt unter anderem auch deshalb mehrmals im Jahr zum Brutzeln auf die Donauinsel, weil "man hier so lange bleiben kann, wie man möchte". Schon öfters sei er bis "24 Uhr, manchmal noch länger", am Grillplatz geblieben, was auch erlaubt sei, wie Mazian betont. Probleme habe es noch nie gegeben, auch wenn es schon vorgekommen sei, dass auf dem reservierten Platz andere Personen gegrillt haben. "Aber auch das war eigentlich kein Problem", sagt er achselzuckend. "Wir haben die andere Familie einfach spontan zum Mitgrillen eingeladen. Bei uns ist jeder willkommen", ergänzt er, und bietet mir an, von dem ersten, gerade fertig gewordenen Spieß zu kosten.

Rauchzeichen
Schauplatzwechsel. Zwei Donaubrücken weiter und etwa zwanzig Minuten im Schlendertempo Richtung Brigittenauerbrücke später, ist bläulicher Rauch zu sehen, der hinter einem Hügel in kleinen Wölkchen aufsteigt und. Wenige Meter später ist die rote Aufschrift „Grillzone", ergänzt durch zwei Pfeile, die in die entsprechende Richtung weisen, am Boden zu sehen. Hier befindet sich eine der beiden offenen Grillzonen der Donauinsel, die "Grillzone Brigittenauerbucht".

Grillzone Brigittenauerbucht
Ein erster Blick auf das Gelände offenbart ein Menschengewusel und Rauchwölkchen soweit das Auge reicht. Dazwischen ist eine Vielzahl an Campingsessel und -betten auszumachen, beim genauen Hinsehen entdeckt man einzelne, zwischen Bäumen aufgespannte Hängematten. Aus einem i-phone erklingen Balkanrhythmen, die friedlich mit den Houseklängen von nebenan koexistieren, im Baumschatten sitzt ein Oudspieler, der leise seine Kurzhalslaute spielt, ein paar Meter weiter ist Austro-Pop zu hören und in regelmäßigen Abständen ruft der Fahrer des Eiswagens durch Glockengebimmel vor allem den Kindern seine kalten Erfrischungen in Erinnerung. Auch olfaktorisch hat die Bucht einiges zu bieten: Die verschiedenen Grilldüfte vermischen sich mit dem Duft von Sonnencreme und jenem von frisch gemähtem Gras. Zwischendurch riecht es einfach nur nach Bier, das hier vorzugsweise aus Dosen und von Männern getrunken wird. Was außerdem auffällt: Unter "Grillen" wird offenbar "Fleischkonsum" verstanden, Gemüse ist hier kaum zu sehen.

"Manche schauen schon komisch"
Das Ergebnis einer aktuellen Umfrage , wonach 54 Prozent der Männer, aber nur 19 Prozent der Frauen am Grill stehen, scheint an diesem Tag in der Brigittenauerbucht seine Bestätigung zu finden, stehen doch auch hier mehrheitlich Männer am Grill. Eine Ausnahme sind Simge und Sevnur. "Mein Vater geht nicht gerne grillen, darum machen wir es einfach selber", sagt Sevnur lachend. "Manche schauen schon komisch, wenn sie sehen, dass meine Mama grillt", ergänzt sie, während ihre Mutter Simge Hühner-, Lamm- und Rindfleisch nachlegt. "Die kommen nicht auf den Grill, knackig und frisch schmecken sie einfach besser", erklärt Simge, auf Tomaten und Paprika zeigend.

"Die Männer haben es halt leichter"
Nicht jede Woche, sondern "ein paar Mal im Jahr" kommen die beiden zum Grillen auf die Donauinsel. An der freien Grillzone schätzen sie nicht nur, "dass man einfach herkommen kann, wenn man Lust auf Gegrilltes hat". Durch die mögliche Zufahrt mit dem Auto werde schweres Schleppen vermieden, benennen sie einen weiteren Vorzug. Problematisch sei aber die sanitäre Situation: Zwar gäbe es eine handvoll Dixiklos, aber "die würden wir nie im Leben benutzen", sagt Simge angeekelt. Die Männer hätten es da "halt leichter", ergänzt ihre Tochter Sevnur und als sie auf das Gebüsch hinter ihrem Rücken deutet, kommt gerade ein Mann, der seinen Hosenschlitz zuzieht, daraus hervor. (Meri Disoski, derStandard.at, 9. Mai 2011)