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Franz Hörmann und Otmar Pregetter haben eine Mission: Sie wollen der Welt "die Augen öffnen" und sie wollen eigentlich nicht weniger als eine Revolution des Wirtschaftssystems. Dabei rollen die beiden Autoren, die sich selbst als "unabhängige Wirtschaftswissenschafter" verstanden wissen wollen, in ihrem neuen Buch "Das Ende des Geldes. Wegweiser in eine ökosoziale Gesellschaft" (Galila Verlag) die Geschichte gleich von ganz unten auf: Das Geldsystem sei nicht zeitgemäß, es habe sich nicht weiterentwickelt, und außerdem sei es grundsätzlich ein "Betrugssystem".

Dabei führen die beiden Autoren weiter und ausführlicher aus, was Franz Hörmann bereits im Herbst vergangenen Jahres in einem Interview mit derStandard.at erklärte. Das Grundproblem sei das Geld an und für sich. Vor allem jenes Geld, das Banken im Kreditprozess "aus Luft" erzeugen könnten. Diese "Erzeugung von Geld" sei letztendlich eine "Erzeugung von Schuld". Überhaupt gehen Hörmann und Pregetter davon aus, dass genau aus diesem Grund das Bankensystem ein "Betrugssystem" sei. Ausgehend vom Mittelalter, als Goldschmiede "auf die für sie sehr lukrative Idee (kamen), mehr Depotscheine auszugeben, als sie überhaupt an Goldmünzen in den Tresoren aufbewahrten", habe sich letztendlich auch das Mindestreservesystem entwickelt - so die Kurzfassung. Daher komme auch die Angst der Banken vor dem "Run auf die Bankschalter", da Finanzinstitute nie über die Summe aller Einlagen verfügen würden, das Geld nur als Zahl auf dem Papier existent sei.

Aber Hörmann und Pregetter setzen noch tiefer im System an. Schon den wissenschaftlichen Grundlagen der Wirtschaft sprechen sie ihre Gültigkeit ab. Beispielsweise die doppelte Buchführung sei nach wissenschaftlichen Grundlagen nicht falsifizierbar, damit schlicht nicht wissenschaftlich und somit abzulehnen. Auch an der These, die Großen und Mächtigen würden es sich "eh immer richten", während der "Kleinanleger immer der Verlierer im Casino" der Finanzmärkte bleibe, kommen die beiden Autoren nicht vorbei. Worauf sie aber immer wieder pochen, ist, dass sie niemandem persönlich einen Vorwurf machen, keine Sündenböcke suchen würden, sondern lediglich das System als Ganzes anprangern. Das Individuum sei durch "Gehirnwäsche" und Anpassung Teil der Maschinerie.

Auf den letzten Seiten des Buches versuchen Hörmann und Pregetter einen Ausblick und erklären, was sie mit ihren Ausführungen eigentlich wollen: eine neue Weltordnung. Weg vom Geld, hin zu einer "Share-and-Care-Society" mit einem "demokratischen Geldsystem". Da die Autoren Geld und das dazugehörige Banken- und Finanzsystem aber als "betrügerisch" ablehnen, müsse das neue Geldsystem auf ganz anderen Grundsätzen fußen. Aus dem "Geld" solle "Gelt" werden, was die Autoren von "gelten" ableiten. Grundbedürfnisse wie Essen, Wohnen usw. sollten zur Verfügung gestellt werden, alles andere, der "Luxus", über Belohnungssysteme innerhalb der Gesellschaft entschieden und verteilt werden.

Sieht man über den manchmal oberlehrerhaften, fast schon süffisant anmutenden Tonfall hinweg, so bieten Hörmann und Pregetter eine Utopie der geldfreien Gesellschaft an - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Wie genau dieser Wandel stattfinden soll, und wie die Umwälzung des gesamten Systems funktionieren soll, darauf geben die Autoren keine Hinweise - verweisen jedoch auf ein weiteres, noch zu erscheinendes Buch. Wie und ob die "Schwarmintelligenz" tatsächlich alles besser machen würde, können auch die Autoren nicht voraussehen. Ihre fundamentale Kapitalismuskritik - auch wenn sie im Buch teilweise etwas plump und rechthaberisch daherkommt - ist gerade in Zeiten der Krise dennoch eine harte Währung. (rom, derStandard.at, 9.5.2011)