Andreas Mölzer als Festredner des  "Totengedenken" im Jahr 2006.

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Das Rätsel um Straches Auslandsaufenthalt ist gelöst: Generalsekretär Herbert Kickl gibt im Gespräch mit derStandard.at an, dass der FPÖ-Chef gestern zu einem Auslandsaufenthalt in Italien war. Dort habe er "Vertreter von freiheitlich patriotischen Kräften" getroffen, mehr wollte Kickl nicht verraten. Strache habe die angekündigte Rede beim "Totengedenken" der Burschenschafter am Heldenplatz nicht halten können, da er in Italien nicht vertreten werden konnte, in Wien jedoch schon.

Mölzer verstimmt

"Er war ja bekanntlich verhindert", sagt EU-Abgeordneter Andreas Mölzer im Gespräch mit derStandard.at auf die Frage, was er von Straches Absage beim gestrigen "Heldengedenken" hält. Wo Strache genau war, weiß auch Mölzer nicht: "Ich bin ja nicht der Hüter meines Parteiobmannes."

Auf seinem Blog kritisierte Mölzer, dass die Absage Straches "jene Wortspender und Mundwerksburschen, die sich über seinen möglichen Auftritt im Vorfeld maßlos empört hatten, mit Triumph erfüllen dürfte". Dem FPÖ-Obmann habe man ins Stammbuch geschrieben: "Wer bei den bösen Burschenschaftern, die bekanntlich am 8. Mai immer wieder den Untergang des Dritten Reichs betrauerten, auftrete, könne sich die Ambitionen auf jegliches höheres Staatsamt in der Republik Österreich abschminken."

Nur wenig später legte Mölzer dann nach und verfasste noch einen Blogeintrag. Hier meint er abschließend: "Da können die politischen Beobachter sich darüber ironisch auslassen soviel sie wollen und da können die Analytiker einmal mehr behaupten, dass all dies dem FPÖ-Chef bei der Stimmenmaximierung nicht helfen werde. Es ist vielleicht nicht opportun, aber es ist moralische Verpflichtung! Und das ist gut so!"

Bankrotterklärung

Mölzer wünscht sich offenbar mehr rechte Standfestigkeit von Strache. Aus dem Blog-Text: "Diesem polemischen Pseudo-Antifaschismus nicht auf dem Leim zu gehen, wäre für die freiheitliche Opposition und für die dahinter stehende Gesinnungsgemeinschaft von großer Bedeutung. Wer dem polemischen Trug der etablierten Kräfte in solchen zentralen Fragen nachgibt, hat schon verloren. Wenn beispielsweise der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf wie von ihm vielfach verlangt - auch von der Nationalratspräsidentin Prammer - seine Mitgliedschaft bei seiner Burschenschaft Olympia aufgegeben hätte, wäre dies nicht nur persönlich von ihm eine politisch-moralisch-ideologische Bankrotterklärung gewesen. Es wäre Bankrotterklärung des gesamten Dritten Lagers. Und genau solche Bankrotterklärungen wünscht sich der politische Gegner."

Gedenken "gut und recht"

Die Freiheitlichen des Heinz-Christian Strache würden keineswegs politisch und gesellschaftlich akzeptiert werden, wenn sie "irgendwelchen zentralen Inhalten, Tradition oder ideologischen Überzeugungen abschwören", so Mölzer weiter. Sie würden nur dann akzeptiert werden, wenn sie vom Wähler entsprechend stark legitimiert sind. "Darum ist es gut und recht, wenn das Dritte Lager weiter aller Opfer des Zweiten Weltkrieges gedenkt und sich keineswegs einreden lässt, dass dies Nazi-Nostalgie sei."

Kickl: Keine Distanzierung von Drittem Lager

Generalsekretär Kickl sieht in der Abwesenheit Straches beim Aufmarsch der Burschenschafter kein Zerwürfnis mit dem Dritten Lager. Der Ehrenschutz des FPÖ-Chefs für die Veranstaltung sei schließlich nach wie vor aufrecht und Strache unterschreibe auch die Aussagen seines Ersatz-Redners Jung. Ob Strache deswegen nicht am Heldenplatz aufgetreten ist, weil die Berichterstattung darüber eine FPÖ-Regierungsbeteiligung erschweren würde, beantwortet Kickl mit: "Blödsinn, das gehört ins Reich der Gehirngespinste."

Strache fehlte auch in Köln

Laut Kurier ist Strache auch am Samstag in Köln einer einschlägigen Veranstaltung ferngeblieben. Beim rechten "Marsch für die Freiheit" sei der FPÖ-Chef ebemfalls von Jung vertreten worden. In Italien war Strache laut den Angaben von Kickl zu diesem Zeitpunkt noch nicht, denn im Süden sei er nur von Sonntagnachmittag bis Montagvormittag gewesen.

Strache ist heute übrigens wieder in Wien und reist morgen schon wieder weiter nach Russland. (Rainer Schüller, Katrin Burgstaller, derStandard.at, 9. Mai 2011)