Selbst wenn Heinz-Christian Strache sich im allerletzten Moment entschlossen hat, doch nicht bei der Trauerkundgebung der deutschnationalen Burschenschaften zum Untergang des Dritten Reiches zu reden, so bestehen doch weiterhin schwerste Zweifel, ob er und seine Partei ideologisch und praktisch-kompetenzmäßig in eine Regierung aufgenommen werden sollten. Wenn allerdings eine der beiden jetzigen Regierungsparteien glaubt, nur so den Kanzler stellen zu können, dann werden sie sich die Strache-FPÖ schon schönreden. Wie 1983 Kreisky/Sinowatz und 2000 Schüssel.

Die ÖVP ist noch mit der Ansage ihres neuen Obmannes Spindelegger on record, man könne keine andere Partei von vornherein ausschließen. Das ist eine historische Fehlkalkulation, denn dieses Offenhalten bringt keine zusätzlichen Wähler. Die SPÖ hat sich durch ihren Vorsitzenden Faymann eindeutig festgelegt - "nicht mit der FPÖ" -, aber es gibt Kräfte in der Partei, die die FPÖ der ÖVP vorziehen. Strache selbst würde übrigens lieber mit der SPÖ koalieren. Und dann sind dann noch jene 43 Prozent Befragten, die nach einer STANDARD-Umfrage der Meinung sind, dass die FPÖ in eine Regierung gehört. Hier dürfte einerseits Verzweiflung über die Performance der Koalition, andererseits eine Verdrängung bisheriger Erfahrungen vorliegen. Insgesamt steuert die politische Situation Österreichs in eine unerfreuliche Richtung. (Hans Rauscher, STANDARD-Printausgabe, 10.5.2011)