Graz - Es ist das größte Stadtentwicklungsprojekt von Graz und hätte bereits Anfang Jänner unter Dach und Fach sein sollen. Aber es klemmt gewaltig. Die "Reininghausgründe" - ein 500.000 Quadratmeter großes Stadtareal im Westen der Stadt - sind gegen alle Erwartungen nach wie vor nicht verkauft. Eigentümer Ernst Scholdan wartet noch immer auf die Unterschrift des Käufers, den Chef des "Petruswerk Katholische Wohnungsbau- und Siedlungsgenossenschaft", Douglas Fernando.

"Nein, wir haben bis heute nicht unterzeichnet", bestätigt Scholdan. In der Stadt weiß man weder im Büro von Bürgermeister Siegfried Nagl noch bei Finanzstadtrat Gerhard Rüsch, was Sache ist. "Keine Ahnung", lautet der einhellige Tenor aus den Polit-Etagen. Aber auch hier wird man langsam nervös. "Eigentlich ein Riesenskandal", sagt SP-Klubchef Karl Heinz Herper, "im Jänner wurde vollmundig der Himmel auf Erden versprochen und seither herrscht totaler Stillstand. Es geht immerhin um ein Stadtprojekt für 10.000 Bewohner."

Douglas Fernando hat tatsächlich die Bremse gezogen. Es müssten noch "eine Reihe von Fragen geklärt werden", sagte Fernando am Montag im Gespräch mit dem Standard. Es gehe um einen Kaufpreis in der Höhe von 130 Millionen Euro, dabei fielen jetzt nicht kalkulierte Steuerzahlungen im Ausmaß von 30 bis 40 Millionen Euro an. Der Buchwert und der Kaufpreis lägen weit auseinander. Es bedürfe daher der Nachverhandlungen. Fernando: "Die Stadt muss außerdem wichtige Umwidmungen garantieren."

Ohne Widmungen bestimmter Teile des Areals in Gewerbebereiche sei der Preis nicht argumentierbar. Fernando: "Wir entdecken jeden Tag etwas Neues." Der Vertrag werde erst dann unterzeichnet, "wenn die Rahmenbedingungen stimmen". Fernando: "Sonst kann mein Aufsichtsrat sicher nicht zustimmen." (Walter Müller, DER STANDARD, Printausgabe, 10.5.2011)