25,5 Millionen Menschen werden dafür befragt. Kritiker bemängeln, dass der Staat zu viele Fragen nach privaten Lebensumständen stellt.

*****

Berlin/Wien - "Welches Geschlecht haben Sie? Gehören Sie einer Religionsgemeinschaft an? Haben Sie einen allgemeinbildenden Schulabschluss? Als was waren Sie zuletzt tätig?" Diese und 42 weitere Fragen müssen derzeit rund acht Millionen zufällig ausgewählte Deutsche und rund 17,5 Millionen Haus- und Wohnungseigentümer beantworten. Am Montag begann eine Volkszählung - die erste seit der Wiedervereinigung im Jahr 1990.

Oberstes Ziel von "Zensus 2011" ist es, die exakte Einwohnerzahl von Deutschland festzustellen, damit Steuergeld und Bundestagssitze ordentlich verteilt werden können. Mit 81,8 Millionen Menschen wird die Bevölkerungszahl derzeit angegeben. Doch Experten sind sich sicher, dass eigentlich viel weniger Menschen im Land leben.

Also schwärmen nun 80.000 "Volksbefrager" aus, um mit den Deutschen die Fragebögen durchzugehen. 1987 hat es so etwas in West-Deutschland schon einmal gegeben. Allerdings war damals der Aufwand noch größer: Es wurden alle 60 Millionen Einwohner befragt. Diesmal greift das Statistische Bundesamt verstärkt auf Melderegister und Listen der Sozialversicherungsträger zurück. Wer bei der Volkszählung um Auskunft gebeten wird, darf sie nicht verweigern, sonst droht ein Zwangsgeld (in Höhe von 300 Euro).

Wie beim letzten Mal regt sich auch diesmal Widerstand gegen die Zählung. Datenschützer kritisieren, der Aufwand sei viel zu groß. Man brauche gar keine Befragung, wenn man nur die durch Melderegister vorhandene Datenmenge richtig bearbeite.

Missfallen löst auch das Abfragen sensibler Daten, wie etwa nach dem Religionsbekenntnis oder dem Migrationshintergund, aus. Peter Schaar, Bundesbeauftragter für den Datenschutz, machte im Vorfeld immer wieder darauf aufmerksam, dass diese Angaben freiwillig seien. Er kritisiert außerdem, dass auch Daten aus Frauenhäusern und psychiatrischen Einrichtungen erfasst werden. Gert Wagner, Vorsitzender der Zensuskommission, kontert:"Es geht um Statistik und nicht um Spitzelei."

Registerzählung in Österreich

In Österreich müssen einzig nicht in Datenbanken festgehaltene Merkmale nach wie vor erfragt werden: Dazu zählen Beruf, Religionsbekenntnis und Sprachzugehörigkeit. Sollen diese erhoben werden, muss extra von der Politik ein Auftrag dazu erteilt werden. Bevölkerungszahlen und demografische Merkmale werden nicht mehr wie zuletzt 2001 per Fragebogen erhoben - derlei Daten werden aus vorhandenen Sammlungen herangezogen. Für die sogenannte Registerzählung stehen 15 Sammlungen zur Verfügung, zum Beispiel das Melderegister oder AMS-Daten. (bau, spri/DER STANDARD, Printausgabe, 10.5.2011)