Das Hanappi-Stadion ist bereit für das Saisonfinish.

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So manchem Gegner wurde hier schon das Fürchten gelehrt.

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Interimstrainer Zoran Barisic dirigiert die Übungseinheit auf dem Trainingsgelände hinter der Westtribüne.

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Nicht nur Meister der ruhenden Bälle: Regisseur Steffen Hofmann.

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Spezialtraining für Sturmtank Atdhe Nuhiu unter strenger Beobachtung von Carsten Jancker (re).

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Hütteldorf - Die Sonne strahlt über dem Westen Wiens, wie sie es schöner nicht schaffen könnte und die Profis des SK Rapid sind auf dem Trainingsgelände mit vollem Einsatz bei der Sache, während das Stadion für das vorletzte Saison-Heimspiel am Mittwoch gegen den SV Mattersburg herausgeputzt wird. Der Rasen wird gemäht, Kabel werden verlegt, Werbetafeln montiert, die Linien mit beeindruckender Präzision schnurgerade gezogen.

Gleich nebenan beobachten die Rapidspieler Yasin Pehlivan und Veli Kavlak ein munteres Spielchen auf halbem Feld, dem ein Training von Standardsituationen mit Christoph Saurer oder Steffen Hoffmann an der Corner-Fahne folgt. Am Ende der Übungseinheit steht ein Einzeltermin für Atdhe Nuhiu auf dem Programm, der unter der Anleitung von Carsten Jancker stationäre Hindernisse im Strafraum lässig umspielt und mit beachtlicher Konsequenz fast ausnahmslos verwertet.

Spuren leichter Verunsicherung

Es scheint, als wäre alles in bester Ordnung bei den Hütteldorfern, doch die Heimniederlage gegen Red Bull, das Remis in Kapfenberg und vor allem das Scheitern im Cup haben Spuren bei den Grün-Weißen hinterlassen. Das weiß auch Interimstrainer Zoran Barisic, der jedoch keineswegs alles schlecht reden will. "Wir sind in einer schweren Situation. Die letzten drei Spiele sind nicht so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, vom Ergebnis her nicht vom Inhalt, da muss man differenzieren."

Die Spieler hätten zwar das Meiste gut umgesetzt, nur "Kleinigkeiten haben gefehlt zum Sieg", so Barisic, der bedauert, dass "wir in den letzten drei Partien zwar die dominantere Mannschaft waren, aber das Ergebnis natürlich eine große Rolle spielt." Von einer regelrechten "Scheißsaison" sprach Sefan Kulovits, Kollege Markus Katzer drückte das Geschehene etwas eleganter aus, indem er die bisherige Saison als "nicht gerade optimal" bezeichnete.

Fortschritte

Rapids Interimstrainer sieht trotz der jüngsten Misserfolge Fortschritte im Spiel der Grün-Weißen: "Wir haben das Defensivspiel verbessert, aber man kann nicht von heute auf morgen eine Balance herbeibringen. Niemand ist ein Zauberer. Wir können uns nur Schritt für Schritt verbessern und ein Fundament nach dem anderen aufbauen."

Auch "die Psyche und das Selbstvertrauen spielen eine große Rolle. Fehlt das, so wird man kaum große Chancen kreieren. Wenn du den Ball hast und angespannt bist, dann ist das kontraproduktiv. Dann sollte eigentlich der Gegner angespannt sein. Wir müssten dabei etwas mehr Lockerheit an den Tag legen. In manchen Momenten darf man nicht wie das Kaninchen vor der Schlange herumhüpfen, sondern muss gewisse Situationen mit Selbstbewusstsein klären. Natürlich spielt auch die Niederlage in Ried eine Rolle, wir sind auch nur Menschen und die Niederlage war nicht einfach zu verarbeiten", resümierte Barisic.

Hoffen und Kämpfen

Für Rapid hat nun wohl jedes verbleibende Match Finalcharakter, kämpfen die Hütteldorfer doch um die letzte Chance auf eine Teilnahme am Europacup. Vier Punkte fehlen den  derzeit fünftplatzierten Grün-Weißen auf Rang drei, der zur Europa-League-Qualifikation berechtigt. Katzer gibt sich optimistisch, klammert sich im Verfolgungsrennen aber auch an einen Strohhalm: "Wir wollen die letzten Spiele gewinnen und ich glaube, dass wir auch die Qualität dazu haben. Die Meisterschaft ist bisher recht kurios verlaufen, das wird vielleicht bis zum Schluss so bleiben."

Mit dem Druck muss man als Rapidler umgehen können, weil "der Druck bei Rapid ist immer derselbe. Man hat den Druck, etwas zu erreichen. Wir haben uns aber auch zusätzlich Druck selbst auferlegt, weil wir das auch für "Zoki" (Anm.: Barisic) erreichen wollten," gesteht Katzer, der aber auch weiß, dass man an Vergangenem nicht festhalten soll. "Man muss immer nach vorne schauen. Es gibt immer eine Zukunft. Man muss das Vergangene vergessen, auch wenn das schwer ist und schauen, dass man das Bestmögliche zustande bringt", so Katzer.

Konzept

Ein weiterer Punkteverlust hätte für die Hütteldorfer vermutlich fatale Folgen, weil damit das letzte Saisonziel, das Erreichen eines internationalen Startplatzes, wohl endgültig vom Fahrplan gestrichen werden müsste. Doch Barisic will daran noch gar nicht denken: "So lange wir eine Chance haben, Dritter zu werden, werden wir alles versuchen", versprach der 40-Jährige, der natürlich auch ein Konzept für das Spiel gegen die Burgenländer parat hat: "Es wird wichtig sein, die eigenen Nerven in Zaum zu halten und mutig zu sein, sich nicht zu verstecken, Bälle zu fordern und nach vorne zu spielen und im Offensivspiel eine hohe Risikobereitschaft zu haben."

Pehlivan erneut angeschlagen

Der Nachfolger von Peter Pacult auf der Trainerbank kann gegen Mattersburg wieder auf die zuletzt gesperrten Steffen Hofmann und Boris Prokopic zurückgreifen, dafür fallen neben dem in Kapfenberg ausgeschlossenen Stefan Kulovits auch Veli Kavlak und Yasin Pehlivan aus. Pehlivan muss wegen einer Muskelquetschung am Oberschenkel neuerlich pausieren, bei Kavlak ist eine Knieverletzung wieder akut geworden, er fällt wahrscheinlich wie Jan Vennegoor of Hesselink bis Saisonende aus. Rene Gartler hat zum ersten Mal mittrainiert, ein Einsatz am Mittwoch ist unwahrscheinlich.

Lederer fordert Spaß

Mattersburg-Coach Franz Lederer muss am Mittwoch auf die gesperrten Ilco Naumoski und Alois Höller verzichten, was den Optimismus aber nicht zu trüben vermochte. "Wir freuen uns auf das Spiel. Die Rapidler müssen gewinnen, wir dürfen gewinnen. Die Mannschaft soll einfach Spaß haben, wir haben nicht den Druck wie unser Gegner", erklärte der Burgenländer, der natürlich auch davor warnt, die Partie auf die leichte Schulter zu nehmen. "In Hütteldorf kann man zwar nicht davon ausgehen, dass man punktet, aber wir werden Rapid alles abverlangen", versprach Lederer, dem in seinem 231. Liga-Spiel die 100. Niederlage droht.

Für Katzer und Co ist nach den Enttäuschungen Wiedergutmachung angesagt: "Das Heimspiel kommt da ganz gut. Wir hoffen, dass das Selbstvertrauen, das uns in den beiden jeweils letzten Halbzeiten gefehlt hat, wieder zurückkommt. Deshalb werden wir am Mittwoch 90 Minuten Vollgas geben und am Schluss hoffentlich als Sieger dastehen." (Thomas Hirner, derStandard.at, 10. Mai 2011)