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Kleiner Konsument, ganz groß. Der Exportgigant China will seine Binnenwirtschaft stärken, doch zuletzt gingen die Importe zurück.

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Die Handelsdaten trüben den Wirtschaftsdialog mit den USA über einen ausgeglicheneren Handel.

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Peking/Wien - Der Strategie- und Wirtschaftsdialog zwischen den USA und China sollte zum ersten Mal in seiner knapp fünfjährigen Geschichte nicht die Aufwertung der chinesischen Währung zum Hauptthema haben. Doch die neuen Zahlen aus dem boomenden chinesischen Außenhandel machten den chinesischen Diplomaten rund um Vizepremier Wang Qishan einen Strich durch die Rechnung. Der Handelsüberschuss Chinas ist im April auf 11,4 Milliarden Dollar (7,92 Mrd. Euro) gestiegen, deutlich mehr als erwartet, und weit über dem Vormonatswert von 140 Millionen.

Zudem hat der Exportweltmeister China im April so viele Waren ins Ausland verkauft wie noch nie. Der Umsatz schnellte auf 155,7 Milliarden Dollar nach oben. Das waren 29,9 Prozent mehr als ein Jahr zuvor, wie die Zollbehörde mitteilte. Die Importe hingegen blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück.

Von der Forderung von US-Präsident Barack Obama, die Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern "möglichst ausgeglichen" zu gestalten, ist China weiter entfernt. Das Ziel der chinesischen Wirtschaftspolitik war zuletzt, den Binnenkonsum über Stützungsmaßnahmen zu stärken und mit einer schrittweisen Erhöhung der Währung auch die Inflationssorgen und das massive Exportwachstum einzudämmen. Doch Alistair Thornton, Ökonom bei IHS Global Insight in Peking, glaubt, dass die jüngsten Zahlen belegen, dass "China absolut keinen Schritt weiter ist bei der Neuausrichtung seiner Wirtschaft".

Yuan weiter unterbewertet

Die neuen Daten lassen Forderungen nach einer schnelleren Yuan-Aufwertung laut werden. Jian Chang von Barclays Capital sagt, dass "die scharfe Steigerung des Handelsüberschusses im April (...) mehr Raum für Aufwertungen des chinesischen Yuan lässt". In den vergangenen zwölf Monaten ist der chinesische Yuan um fünf Prozent gegenüber dem Dollar gestiegen. US-Finanzminister Timothy Geithner sagte bei dem US-China-Dialog, das fernöstliche Land würde sich "vorsichtig bewegen", der Yuan sei weiter "erheblich unterbewertet".

Kritik hat zuletzt auch der Internationale Währungsfonds an der Reformmüdigkeit geübt. Die Weltwirtschaft bleibe weiter in einer instabilen Schieflage, was zukünftige Krisen auslösen kann. China produziert Waren, die von den USA gekauft werden. Die Kehrseite sind hohe US-Dollar-Reserven, die der chinesische Staat anhäuft und investieren muss. Laut Daten der Zentralbank (People's Bank of China) sind die Währungsreserven Ende März erstmals auf mehr als drei Billionen Dollar gestiegen, was knapp einem Fünftel der US-Wirtschaftsleistung entspricht.

China hat zusehends Probleme, die Währungsreserven zu veranlagen. Erst in den vergangenen zwei Jahren wurden signifikante Anteile des Devisenbestands in riskantere Wertpapiere als US-Staatsanleihen investiert, etwa in Private-Equity-Beteiligungen und Bankaktien. Vor zwei Wochen hat China weitere 200 Milliarden Dollar für den Staatsfonds CIC zur Verfügung gestellt. Doch nicht nur China hält immer höhere Dollarreserven. In den vergangenen Tagen vermeldeten Staaten wie Südkorea, Indonesien und Malaysia Rekorde bei den Devisenbeständen. (Lukas Sustala, DER STANDARD, Printausgabe, 11.5.2011)