Ein "Vertipper" des Tätowierers mit kostspieligen Folgen.

Brigitte Klein

Heute kommt das Knie der Reporterin an die Reihe. "Am schnellsten lässt sich vor vielen Jahren selbst Gestochenes entfernen", sagt Brigitte Klein.

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Brigitte Klein setzt die Schutzbrille auf und aktiviert den Laser.

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Ein kurzer, brennender Schmerz...

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... dann wird mit Eis gekühlt. Drei Mal wird gelasert.

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Am Ende der Prozedur kommt ein Pflaster drauf. Bade- und Sonnenverbot für die nächste Zeit.

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Größerflächiges Tattoo bei der Erstbegutachtung...

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... und nach fünf Behandlungen.

Brigitte Klein

Die deutsche First Lady Bettina Wulff steht zum Tribal-Tattoo auf ihrem rechten Oberarm: "Es ist schon so viel darüber geschrieben worden, warum soll ich es verstecken?", teilte die 37-Jährige Ehefrau von Bundespräsident Christian Wulff der Illustrierten "Bunte" mit.

Aber was, wenn man des Kraken-Tentakels aus dem Hemdkragen, des Arschgeweihs am Rande des String Tangas, der Erdbeere am Dekolletee überdrüssig wird? Ein kurz gepulster Alexandrit-Laser lässt in der Praxis der Dermatologin Brigitte Klein unerwünschte Körperbilder verblassen. Drei unterschiedliche Frequenzen können alle Farben entfernen, außer weiß, hellgelb, hautfarben sowie Metallicfarben. Heute kommt das Knie der Reporterin an die Reihe. Eine "Jugendsünde" im minderjährigen Freundeskreis als Zeichen des Zusammenhalts. Nun hat das Unendlichkeit symbolisierende Dreieck ausgedient, unversehrte Haut ist angesagt.

Viel Zeit

Was es dazu braucht? Auf jeden Fall Zeit: "Die Entfernung eines Tattoos ist ein langfristiges Projekt", stellt Brigitte Klein klar "es ist ein Fehler zu glauben, man kommt einmal hier her und das Tattoo ist weg". Mit mindestens acht Behandlungen für Profi-Anfertigungen müsse man rechnen, am schnellsten lasse sich vor vielen Jahren selbst Gestochenes entfernen.

Ausgeprägte Ränder und "Bio-Tattoos"

Schattierungen benötigen nicht so viele Behandlungen wie Striche. "Ein sehr dunkles Tattoo mit ausgeprägten Rändern braucht sehr lange", weiß Klein. Da kann es vorkommen, dass es auch später immer noch als heller Schatten zu sehen ist. Je mehr Farbe in der Haut ist, umso mehr Behandlungen sind notwendig. Das Risiko einer Narbenbildung ist aber gering. Es steigt allerdings deutlich bei schlechter Wundheilungstendenz und natürlich mit der Anzahl der Behandlungen. Manche Tattoos sind bereits durch das Stechen vernarbt, was mitunter durch die reliefartige Struktur des Tattoos sichtbar ist.

Ein eigenes Kapitel sind für Brigitte Klein sogenannte "Bio-Tattoos", die man sich oft im Urlaub stechen lässt und die nach drei Jahren von selbst wieder verschwinden sollen: "Die Patienten kommen nach zehn Jahren, die Farben sind unglaublich zäh." Oft seien weitaus mehr als zehn Behandlungen notwendig.

"Vertipper"

Viele Patienten mit hässlichen Narben von Tattooentfernungen wenden sich an Klein: "Die Narben bekommen wir nicht weg, aber die restliche Farbe". Oft offenbart sich die Verzierung direkt nach dem Stechen beim ersten Blick in den Spiegel als Schock, etwa wenn die Rechtschreibkenntnisse des Tätowierers den österreichischen Pisa-Ergebnissen entsprechen: Mit "beliefe in dreams" am Nacken (vgl. Foto) kam eine junge Frau in Kleins Praxis. "Sie hat zwar das Geld sofort zurück erstattet bekommen, aber, aber die Korrektur des 'f‘ in ein 'v' macht ein Vielfaches an Kosten aus", hält die Dermatologin fest.
"Viele Patienten kommen gleich nach dem Tätowieren zu mir", berichtet Klein. Auch hier ist Geduld angesagt. Nach dem Stechen setzt sich die Farbe erst langsam in der Haut fest. Gut vier Wochen müssen vergehen, bis mit dem Prozess der Wiedergutmachung begonnen werden kann.

Deutlich unangenehmer als Tätowieren

Vor der Entfernung eines Tattoos sind keine speziellen Vorbereitungen der Haut nötig, gebräunt soll die tätowierte Stelle allerdings nicht sein, da sonst Pigmentveränderungen auftreten können. Darüber hinaus rät Klein zur Absetzung von Medikamenten, die lichtempfindlich machen. Falls das zu riskant ist, versucht sie es mit einer vorsichtigeren Dosierung.

Das Knie frei gemacht, die Schutzbrille aufgesetzt, die Zähne zusammengebissen, denn Lasern ist alles andere als angenehm. Drei Mal setzt Brigitte Klein das Gerät an der Tätowierung an, für jeweils etwa eine Sekunde. Es ist ein scharfer, brennender Schmerz, der durch die - der Kleinflächigkeit der Tätowierung zu verdankenden - kurze Dauer allerdings erträglich ist. "Die Behandlung ist deutlich unangenehmer als das Tätowieren", weiß Klein. Bei großflächigen Tätowierungen beziehungsweise wenn der Schmerz zu groß wird, spritzt sie ein Lokalanästhetikum unter die Haut.

Aquarium putzen

Was geschieht beim Lasern? Bei der Tattoo-Entfernung werden vor allem Zellen zerstört, die Pigment eingelagert haben, die restlichen bleiben unversehrt. Da Körperzellen von Natur aus durchsichtig sind, geht das Licht des Lasers durch diese hindurch, ohne seine Energie in Form von Hitze abgeben zu können.

Brigitte Klein findet folgendes Bild: "Das Lasern ist für mich mit einem Aquarium vergleichbar, das man gründlich putzt. Der Laser zerbröselt die Farben in ganz kleine Partikel, als ob man den Bodengrund aufwühlen würde. Durch das Lymphsytem werden diese abtransportiert - wie bei der Aquariumpumpe. Dieser Teil der Farbpartikel sammelt sich in den Lymphknoten, wo bereits beim Stechen des Tattoos bis zu ein Drittel der verwendeten Farbe gelandet ist." Über ein erhöhtes Risiko für Krebserkrankungen ist nichts bekannt, es gibt laut Klein aber auch keine Studien dazu. Ein Teil der Pigmente wird nach außen abtransportiert. Es ist wichtig, die Krusten zu lassen bis sie sich von selbst von der Haut lösen.

Keine Sonne

Gleich nach der Behandlung ist der Schmerz auch schon wieder vorbei. Brigitte Kleins Laser zeichnet sich durch eine sehr kurze Impulsdauer aus, wodurch die Hitze gering gehalten werden kann. "Natürlich können nach der Behandlung Blasen oder kleine Verletzungen auftreten, aber das verschwindet gewöhnlich im Zeitraum von drei Tagen bis zu zwei Wochen wieder", weiß die Dermatologin und verschreibt Infektionen vorbeugend eine Cortison-Antibiotika-Creme.

Der nächste Termin folgt in gut vier Wochen. So viel Zeit muss vergehen, bis sich die Haut regeneriert hat und die gelösten Farbpartikel weg sind. In die Sonne gehen und Lasern verträgt sich nur, sofern man die Tattoos mit einem Pflaster abklebt. "Sonst pigmentieren die Stellen und es dauert sehr, sehr lange, bis sie wieder die natürliche Hautfarbe angenommen haben", warnt Klein. Baden sollte man bis zur Abheilung nach dem Lasern nicht.

Kosten und Risiken

Die Kosten für eine Laser-Tattooentfernung belaufen sich pro Sitzung auf etwa 40 Euro bei sehr kleinen, bis 300 Euro und mehr bei großflächigen Tattoos. Der Preis wird pro Zentimeter berechnet, "aber je größer umso günstiger wird es im Verhältnis, sonst ist eine Entfernung unerschwinglich", hält die Dermatologin fest. Finanzielle Unterstützung seitens der Krankenkassen gibt es nicht. Die Anzahl der Sitzungen ist von Farbzusammensetzung, Größe und Tiefe abhängig. Daher ist vor Behandlungsbeginn gemeinsam mit dem behandelnden Arzt eine individuelle Kostenabschätzung abzuklären. (Eva Tinsobin, derStandard.at, 25.05.2011)