Als hätte dieser Frühling in puncto Märchenhochzeiten noch irgendwie Bedarf, gräbt der deutsch-französische Kultursender Arte eine Dokumentation über die "Jahrhunderthochzeit" von Grace Kelly und Fürst Rainier von Monaco aus (2006). Sind Royals denn wirklich so spannend?! Wahrscheinlich. Patrick Jeudy kombiniert schließlich prächtige Schwarz-Weiß-Archivaufnahmen mit der investigativen Stimme einer intimen Beobachterin der Braut aus Hollywood.
Das Verwunderliche an dieser Dokumentation ist aber, dass sie zur "Cannes 2011"-Berichterstattung von Arte gehört. Man dreht das Gerät also auf, liest am Bildschirmbanner "Cannes 2011", erwartet Informationen aus erster Hand, doch anstelle etwas über den Filmjahrmarkt an der Côte d'Azur zu erfahren, katapultiert einen das Fernsehen in die Glamourwelt der 1950er-Jahre zurück. Und das nur deshalb, weil sich Grace Kelly und Fürst Rainier bei den Filmfestspielen 1955 ebenda kennengelernt haben.
Also gut, die Croisette ist auch ein Rummelplatz für Stars und Stargeflüster. Aber das suggestive Gesäusel, mit dem in "Grace - Filmstar und Fürstin" der Liebesgeschichte zwischen der Diva und dem Grimaldi nachgespürt wird, das war Rosamunde-Pilcher-like.
Eine Szene zeigt die Verlobten miteinander tuschelnd: "Was reden sie an diesem ersten Abend wohl miteinander? Erinnert der Fürst sie an den Duft von Jasmin in den Gärten von Monaco?" - so die Kommentatorinnenstimme fragend. Und später, kurz vor der Hochzeit, auf der Überfahrt von Amerika nach Monaco, heißt es auch noch: "Jede Drehung der Schiffsschraube bringt sie ihrem Glück näher." Ja, und so war es dann auch. (Margarete Affenzeller/DER STANDARD; Printausgabe, 13.5.2011)