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In der Asylfalle: Jovan Mirilo. "Eine Rückkehr nach Serbien wäre ein Todesurteil", sagt der serbische Journalist Dejan Anastasijevic.

Foto: APA/Katharina Gossow

"Speak up" zum Zweiten. Auch in den westlichen Balkanstaaten sehen Gegenwart und Zukunft der Medien alles andere als rosig aus. Kritisch wird auf der Brüssler Medienkonferenz die Dominanz eines von der Steiermark aus agierenden österreichischen Medienkonzerns auf den dortigen Medienmärkten gesehen. Befürchtet wird jedoch zugleich die Übernahme unabhängiger, nationaler Medienhäusern durch ortsansässige kriminelle Organisationen. Vor allem die internationale Finanzkrise hat auf dem Balkan die Medienwelt gefährlich ins Schleudern gebracht.

In Serbien bestimmen regierungsnahe Agenturen den Anzeigenmarkt und damit die Berichterstattung. In Mazedonien kann die Finanz mit hohen Steuervorschreibungen missliebige Medienhäuser killen. In Albanien ist es Usus, dass die nationalen Medien kommentarlos Parteiaussendungen wortwörtlich als News vermelden. Bosnische Medien stehen primär im Dienst der divergierenden ethnischen Parteien. Die kroatischen Medienmacher haben sich mit der politischen Meinungsmache arrangiert. Meinungsfreiheit oder gar Medienfreiheit sind zu Ladenhütern verkommen, investigativer und kritischer Journalismus kann in allen Balkanländern tödlich sein.

Auch in Brüssel zugegen ist Dejan Anastasijevic, jener serbische Journalist, auf dessen Fensterbank im April 2007 eine Handgranate explodierte - als Vergeltung für seine Kritik an den milden Kriegsverbrecherurteile für Angehörige der extrem nationalistischen Paramilitärs "Skorpioni". Dejan ist fassungslos, dass der Kreisky-Preisträger und "Skorpioni"-Entlarver Jovan Mirilo, mit Frau und Kind in Wien noch immer in der Asylfalle sitzt. "Eine Rückkehr nach Serbien wäre ein Todesurteil".

Veran Matić, Leiter und Chefredakteur des unabhängigen Belgrader Rundfunk- und Fernsehsenders B92, bringt das Dilemma des heimischen Journalismus auf den Punkt: "I have spoken up and safed my soul. Will I save my life?" "Ich habe meine Meinung frei geäußert und damit meine Seele gerettet, werde ich auch mein Leben retten können?" Veran Matić steht seit Jahren rund um die Uhr unter Polizeischutz.