Christoph Thun-Hohenstein ist der neue Direktor des MAK.

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Wien - Christoph Thun-Hohenstein übernimmt die wissenschaftliche Geschäftsführung des Museums für Angewandte Kunst (MAK) in Wien. Der derzeitige Leiter der städtischen Kreativförderagentur "departure" erhält einen Fünfjahresvertrag ab dem 1. September. "Wer mich kennt, weiß, dass ich ein Erneuerer bin", so Thun-Hohenstein am Montag in einer Pressekonferenz. Das MAK wolle er als "offenes Haus der Begegnung" und als "eigenständige Kreativlabor" positionieren. Zustimmung für den Nachfolger von Peter Noever gab es heute aus allen politischen Richtungen sowie von den Direktorenkollegen.

Für Kulturministerin Claudia Schmied (SPÖ) waren "die vielseitigen Qualifikationen und seine umfassenden Erfahrungen" ausschlaggebend für die Wahl Thun-Hohensteins, der sich gar nicht formell beworben, sondern nur "Interesse bekundet" hatte. "Ich habe meine letzte Funktion bei 'departure' geliebt, aber es gibt Herausforderungen und Gelegenheiten im Leben, die kommen nur einmal. Und das MAK ist eines der faszinierendsten Museen überhaupt", so Thun-Hohenstein. Deshalb müsse er bekennen: "Auch ein bisschen Demut schwingt mit."

Zahl der Ausstellungen soll steigen

Das Haus werde er "nicht sofort auf den Kopf" stellen, Innovationen soll es vor allem im Bereich der Vermittlung geben, die Zahl der Sonderausstellungen soll steigen, Design und Architektur als Themen gestärkt werden. Mit Experten wolle er einen Sondierungsprozess initiieren, um die Frage zu klären, was angewandte Kunst im 21. Jahrhundert bedeutet. Martina Kandeler-Fritsch, zuvor Stellvertreterin Peter Noevers und derzeit interimistische Hauschefin, wird unter Thun-Hohenstein wieder auf die Stellvertreterposition zurückkehren.

In der Belegschaft hätte man sich allerdings ein stärkeres "Signal für einen echten Kurswechsel" gewünscht, wie Betriebsratsvorsitzender Georg Mayer gegenüber der APA erklärte. Man freue sich auf Thun-Hohenstein, mit dem man schon positive Erfahrungen gemacht habe, sei aber überrascht, dass nun nicht jemand "ganz von außen" komme. Ungeteilte Zustimmung erntete die Entscheidung dagegen bei den politischen Parteien - ÖVP, Grüne, FPÖ und BZÖ bekundeten in Aussendungen ihre Unterstützung für den als überparteilich geltenden designierten Direktor. Und auch die Kollegen aus der Direktorenrunde der Kunst-Bundesmuseen zeigten sich voll der Vorfreude auf die Zusammenarbeit.

Christoph Thun-Hohenstein wurde am 16. Februar 1960 in Wolfsberg geboren. Von 1978 bis 1983 absolvierte er sowohl ein Studium der Rechtswissenschaften als auch eines der Politikwissenschaft und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Seine Karriere begann der Doppel-Doktor als Assistent am Juridicum der Uni Wien und trat 1984 in das Außenministerium ein. Seine erste Auslandstätigkeit absolvierte er 1985 an der Österreichischen Botschaft Abidjan. Nach einer kurzen Rückkehr ins Außenministerium folgten von 1986 bis 1990 die ständige Vertretung Österreichs bei den Vereinten Nationen in Genf und die Österreichische Botschaft Bonn (November 1990 bis Februar 1993). Bis zu seinem Wechsel nach New York war er dann im Außenministerium als Europarechtsexperte tätig. Im Kultursektor für breite, internationale Beachtung sorgte Thun-Hohenstein als Leiter des Österreichischen Kulturforums New York. (APA)