Wien - Im Hinblick auf die Wiener Öffi-Tarifreform, um die Rot-Grün seit mehreren Monaten ringt, hat sich die ÖVP nun mit einer Liste an Vorschlägen zu Wort gemeldet. Gefordert werden zahlreiche Verbilligungen etwa für Arbeitnehmer, Vielfahrer oder Kunden, die an ozonstarken Tagen die Wiener Linien benutzen. Außerdem plädierte Verkehrssprecher Wolfgang Gerstl am Montag für ein einheitliches Ticketsystem im gesamten Verkehrsverbund Ost-Region (VOR). Mit konkreten Kostenangaben bzw. Finanzierungsplänen konnte er in einer Pressekonferenz nicht aufwarten.

Was die rot-grüne Stadtregierung derzeit ausverhandle, scheine auf Verteuerungen zumindest im Bereich der Einzelfahrscheine hinauszulaufen, prophezeite der nicht amtsführende Stadtrat. Die Sinnhaftigkeit sei allerdings zu hinterfragen, da hier die Hürde für die Benützung öffentlicher Verkehrsmittel zusätzlich erhöht würde. Stattdessen sprach sich Gerstl für eine Reihe von Vergünstigungen aus.

"Job- und Partner-Tickets"

So solle ein "Job-Ticket" nach Linzer Vorbild eingeführt werden. Dort zahlen Mitarbeiter einen "Solidarbeitrag" von zwei Euro im Monat an ihren Betrieb und können dafür die Monatskarte um den halben Preis kaufen. Außerdem könnten Arbeitgeber ihrem Personal Öffi-Fahrkarten zur Verfügung stellen, ohne dass die Beschäftigten dafür Lohnsteuer zahlen müssen. Im Ideen-Pool der Rathaus-Schwarzen findet sich auch das "Partner-Ticket", bei dem eine Person Vollpreis bezahlt, der Begleiter aber zu günstigeren Konditionen mit Bus, Bim oder U-Bahn fahren kann. An Tagen, an denen die Ozon-Vorwarnstufe überschritten wird, kann sich Gerstl zudem Einzel- oder 24-Stunden-Tickets für einen Euro vorstellen.

Inspirieren lassen hat sich die ÖVP auch vom Flugverkehr: Ähnlich dem Bonusmeilensystem sollten Jahreskartenbesitzer mittels Chipkarte "Öffi-Kilometer" sammeln können. Je nach zurückgelegter Strecke würde die Verlängerung der Jahreskarte um einen bestimmten Prozentsatz billiger ausfallen. Eine aufladbare Wertkarte, die automatisch den günstigsten Tarif abbucht, wird ebenfalls gewünscht. Neue Kombitickets mit Car-Sharing oder Park-and-Ride-Anlagen und der Ausbau der nächtlichen Sammeltaxis (ASTAX) finden sich zudem auf der schwarzen Liste.

Vereinheitlichung im VOR-System

Zusätzlich forderte Gerstl Vereinheitlichungen beim Tarifsystem im VOR, dem neben Wien auch Niederösterreich und das Burgenland angehören. Derzeit variiere der Fahrpreis in einzelnen Gemeinden, gewisse Ermäßigungen würden nicht überall gelten. Künftig müsse man auch über einen U-Bahn-Ausbau ins niederösterreichische Umland nachdenken, wobei die Infrastrukturkosten auf beide Länder anteilig aufzuteilen wären.

Wie viel die einzelnen Vorhaben kosten würden, konnte Gerstl auf Nachfrage nicht beantworten. Er verwies darauf, dass durch diese Schritte allerdings neue Kunden gewonnen und dank Mehreinnahmen gewisse Kosten gedeckt werden könnten. Zusätzliches Geld ortete der Verkehrssprecher darüber hinaus darin, die kostenlose bzw. ermäßigte Benutzung für Mitarbeiter der Wiener Linien und deren Angehörige zu überdenken - wie dies bereits vom Kontrollamt angeregt worden sei. (APA)