Der italienische Regierungschef Silvio Berlusconi hatte die Kommunal- und Provinzwahlen - vor allem jene in seiner lombardischen Heimatstadt Mailand - wieder einmal zum Plebiszit über seine eigene Person erklärt. Das hat bisher auch jedes Mal wirklich gut funktioniert. Aber anstatt auch dieses Mal die Metropole im Handstreich zu nehmen, müssen Bürgermeisterin Letizia Moratti und der Herausforderer der Linken, Giuliano Pisapia, in die Stichwahl. Damit hat der Cavaliere sein primäres Wahlziel verfehlt.

Der skandalumwitterte Ministerpräsident dürfte die Probleme kommen gesehen haben: Statt des messianischen Strahlemanns trat zuletzt immer öfter ein nervöser, bissiger Wahlkämpfer auf. Seine nach wie vor hervorragend inszenierten Auftritte nutzte er nicht mehr zur charmanten Umwerbung der Unentschlossenen, sondern zu deren Beschimpfung. Da war dann plötzlich von "bärtigen und ungewaschenen linken Pessimisten" die Rede. Ähnlich war es 2006 gewesen, als er meinte, nur "Vollidioten" würden für die Linke stimmen. Und genau diese "Vollidioten" wählten Berlusconi ab - wenngleich nur für zwei Jahre.

Die Opposition jubelt jetzt und beschwört bereits (zum wievielten Mal eigentlich?) die Formel vom Anfang des Endes der Ära Berlusconi. Dabei verdrängt sie aber, dass sie selbst auf dem Boden liegt. Der Sieg bei diesen Wahlen geht an: niemanden. (Gianluca Wallisch, STANDARD-Printausgabe, 17.5.2011)