Der PR-Ethik-Rat spricht eine Mahnung gegen eine PR-Agentur aus, wie das Gremium am Dienstag via Aussendung mitteilte. Der Sachverhalt wird folgendermaßen skizziert: Der TIWAG (Tiroler Wasserkraft AG) und der PR-Agentur hofherr communikation (jetzt: P8 Hofherr) wurde auf der Website eines Bloggers (www.dietiwag.org) Meinungsmanipulation durch Medienkooperationen mit damit verbundener Gefälligkeitsberichterstattung in der "Tiroler Woche" und der "Oberländer Rundschau" vorgeworfen.
Der Österreichische Ethik-Rat für Public Relations hat den Fall aufgrund zahlreicher Kommentare auf Plattformen wie twitter und facebook sowie aufgrund einer konkreten Beschwerde aufgegriffen. Der Ethik-Rat gewann den Eindruck, dass die veröffentlichten Dokumente bzw. Dokumententeile authentisch sind und der Agentur hofherr communikation zugeordnet werden können. Im Zusammenspiel mit einem Angebot der "Tiroler Woche" erwecken die Formulierungen in den Dokumenten zwangsläufig den Eindruck, es wäre beabsichtigt, eine bezahlte Kooperation nicht als solche zu kennzeichnen bzw. die Leser durch Gefälligkeitsberichterstattung zu täuschen. Damit würde die Kennzeichnungspflicht nach § 26 Mediengesetz verletzt sowie gegen den Code de Lisbonne (Artikel 3, 4 und 15) und den Ehrenkodex des Public Relations Verbandes (Artikel 9) verstoßen.
Mahnung
Aus diesem Grund spricht der PR-Ethik-Rat gegen P8 Hofherr die Mahnung aus, Konzepte in Zukunft so abzufassen, dass sie nicht in Konflikt mit den anerkannten ethischen und professionellen Standards der Branche kommen.
Gleichermaßen spricht sich der Rat jedoch ausdrücklich gegen die vom Betreiber der Website www.dietiwag.org, Markus Wilhelm, gewählte Vorgangsweise aus: Auf der Website wurden Dokumente teilweise in manipulativer Weise und mit herabwürdigenden Kommentaren veröffentlicht. Der Ethik-Rat wird daher dieses Vorgehen dem Presserat zur Beurteilung weiterleiten.
Agentur verteidigt sich
"Sachlich nicht nachvollziehbar" ist die Abmahnung P8 Hofherr, wie die Agentur in einer Aussendung betont. Die Dokumente wurden vor einem Jahr widerrechtlich entwendet, so die Agentur, "in einem Spionageakt".
Weiters habe es sich um "interne Entwurfspapiere gehandelt, die niemals dem Kunden oder möglichen Kooperationspartnern präsentiert worden sind". Die "angeblichen Kooperationen" wurden demnach auch nie umgesetzt. "Missverständlich empfundene Formulierungen in widerrechtlich entwendeten
Entwurfskonzepten zur Grundlage von Entscheidungen zu erheben, ist sehr zweifelhaft", kritisiert P8 Hofherr.
Freiwilliges Selbstkontrollorgan
Der im Herbst 2008 von den Branchenverbänden Public Relations Verband Austria (PRVA), der Agenturengruppe PR Quality Austria (PRQA) und dem Verband für integrierte Kommunikation (VIKOM) gegründete Österreichische Ethik-Rat für Public Relations ist ein freiwilliges Selbstkontrollorgan der österreichischen PR-Branche. Der Ethik-Rat stellt fest, ob ein Verstoß vorliegt oder nicht. Für den Fall eines Verstoßes kann er eine "Rüge" erteilen oder es bei einer "Mahnung" belassen. (red)