Sydney - Auch wenn es seit Jahren trotz Favoritenposition mit dem Nobelpreis nicht funktioniert - US-Autorenlegende Philip Roth kann Preise gewinnen: Am Mittwoch wurde dem Schriftsteller in Sydney der mit 60.000 Pfund (68.736 Euro) dotierte Man Booker International Prize zuerkannt. Der heuer zum vierten Mal vergebene Literaturpreis wird alle zwei Jahre für ein Gesamtwerk vergeben. Die bisherigen Preisträger sind Alice Munro (2009), Chinua Achebe (2007) und Ismail Kadare (2005). Formell gefeiert wird die Auszeichnung an Roth am 28. Juni bei einem Festbankett in London.
"Für über 50 Jahre haben Philip Roths Bücher eine ständig größer werdende Leserschaft stimuliert, provoziert und amüsiert. Seine Kreativität hat nicht nur unsere Vorstellung von jüdischer Identität verändert, sie hat auch die fiktionale Erzählung wiederbelebt - nicht nur die amerikanische", begründete Juryvorsitzender Rick Gekoski die Wahl.
"Eine der besonderen Freuden, die mir als Autor zuteilwerden, ist, dass mein Werk weltweit gelesen wird - ungeachtet der Herzschmerzen, die mit Übersetzungen verbunden sind. Ich hoffe, dass der Preis mir mehr Aufmerksamkeit bei den Lesern verschafft, die mit meinem Werk noch nicht vertraut sind", freute sich Roth über den Man Booker.
Neben dem US-Amerikaner waren unter anderen auch der Spanier Juan Goytisolo, der Libanese Amin Maalouf, die Italienerin Dacia Maraini und mit Wang Anyi und Su Tong erstmals auch zwei chinesische Autoren nominiert. Für Aufsehen hatte im Vorfeld der Brite John le Carre gesorgt, der auf der Liste stand, jedoch gestrichen werden wollte. Nach Bekanntwerden der Nominierung im März hatte der Agententhrillerexperte über seinen Verlag verlauten lassen: "Ich fühle mich sehr geehrt, als Finalist für den Man Booker International Prize 2011 nominiert worden zu sein. Ich bewerbe mich jedoch nicht um Literaturpreise und habe deshalb darum gebeten, meinen Namen von der Liste zu streichen."
Diese Bitte war vom Juryvorsitzenden Gekoski allerdings zurückgewiesen worden. "John le Carres Name wird natürlich auf der Liste bleiben. Wir sind enttäuscht, dass er nicht weiter berücksichtigt werden will, denn wir sind große Bewunderer seiner Arbeit." (APA)