Einer der berühmtesten Running Gags in der Sitcom "Seinfeld" ist kaum ins Deutsche zu übertragen. "Ovaltine! Why do they call it ovaltine? The mug is round, the jar is round - they should call it roundtine." Dieses Wortspiel funktioniert mit dem deutschen Markennamen Ovomaltine nicht mehr, dennoch haben die Synchronregisseure unverdrossen wörtlich übersetzt, und so heißt es nun eben auch in der deutschen Fassung: "Man müsste es runde Tine nennen."
Der Gag ist deswegen so gut, weil er eigentlich schlecht ist. Es ist nicht wirklich witzig, sich darüber Gedanken zu machen, warum ein Getränk, das in der Regel aus runden Gefäßen getrunken wird, einen Namen hat, der (missverstanden) genau genommen ovale Behältnisse verlangt. Dementsprechend ist es der minder begabte Standup-Komiker Kenny Bania, der in "Seinfeld" diesen Gag geschenkt bekommt und sich entsprechend begeistert zeigt: That's gold, Jerry.
Mit dem Scherz über Ovaltine verweist die Sitcom "Seinfeld" zurück auf ihre Herkunft aus der ursprünglichen Profession von Jerry Seinfeld. Er hat auf der Bühne begonnen, sein Metier waren lange die komischen Monologe, mit denen auch die Folgen der Sitcom jeweils noch beginnen und enden. In der Regel geht er dabei von einer Frage aus, die man sich nur stellt, wenn man viel Zeit hat - oder wenn man den Absurditäten des Alltags auf der Spur ist. "Why do men behave in these ways?" Von dieser Frage aus kommt Jerry auf die Tatsache, dass selbst die Astronauten auf dem Mond ein (kleines) Automobil dabeihatten - für den (unwahrscheinlichen) Fall, dass sie sich dort mit einer Frau verabreden hätten können.
Das Muster dieser Fragen ("Was hat es eigentlich mit ... auf sich?" - "What's the deal with...?") wird in der Sitcom auch immer wieder selbst aufs Korn genommen, denn es setzt genau jene triviale Beschäftigung mit "nichts" frei, die von wesentlichen Angelegenheiten (erwachsen werden, beziehungsfähig werden, ...) ablenkt.
Neuerdings kann man noch ausführlicher verfolgen, auf welcher Art von Humor die Serie Seinfeld aufgebaut ist, denn der Protagonist hat seine Archive freigeschaltet. Auf http://jerryseinfeld.com/ kann man zahllose Standup- und andere Auftritte von Jerry Seinfeld sehen, allerdings immer nur drei bestimmte pro Tag. Man muss also im Grunde regelmäßig vorbeischauen, um so allmählich das ganze Paralleluniversum des beruflichen Lebens von Jerry zu erschließen, auf das in den Folgen der Serie ja auch immer wieder angespielt wird, wenn er zu Auftritten in Talk Shows von David Letterman oder Jay Leno eingeladen wird. Auf der Seite kann man zahlreiche dieser Auftritte nun sehen, und wird so sukzessive eine Art von Verfertigung der Gags im täglichen Betrieb verfolgen können.
Besonderes Interesse verdient die Seite auch deswegen, weil sie über das Datum, an dem die Sitcom 1998 eingestellt wurde, hinausgeht. Man kann also Jerry Seinfeld dabei zusehen, wie er mit der Tatsache umgeht, dass das Leben auch nach der Serie weitergeht.