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Eindeutiger Hinweis auf das vorzeitige Ende einer göttlichen Mission. Videokameras und gegebenenfalls Security-Personal sollen "illegalen" Pilgern das wallfahrten schwer machen.

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Graz - "Das bewegt mich aber so was von überhaupt nicht. Da bleib ich ganz ruhig". Pater Karl Schauer, Superior von Mariazell, ist um Gelassenheit bemüht. Die Aufregung um ein Pilgerverbot für Geistliche mit Kinder- und Jugendgruppen - der Standard berichtete exklusiv - kann der Benediktinermönch und Hausherr der Basilika von Mariazell nicht verstehen. "Das ist purer Aktionismus. Aber eben nichts neues für mich. Pilgern werden immer wieder einmal Steine in den Weg gelegt. Mal sperrt einer eine Hütte zu, ein anderer stellt einen Zaun auf", schildert Pater Karl den mitunter harten Alltag der gläubigen Fußgänger.

Dabei hat der Mürztaler Waldbesitzer Sepp Rothwangl kein Problem mit einzelnen Pilgern. Ein Sicherheitsproblem sieht der Besitzer des 120 Hektar großen Waldes hingegen bei Kindergruppen, die von Geistlichen geführt werden. Eine gelbe Warntafel mit der Aufschrift "Kinderschutzgebiet", montiert neben dem offiziellen Wegweiser nach Mariazell, samt einer erklärenden Zusatztafel ziert den 1,5 Kilometer langen Wander- und Pilgerweg zur Magna Mater Austriae. Rothwangl, nach eigenen Angaben selbst Missbrauchsopfer, sieht das rechtlich umstrittene Betretungsverbot nahe Wartberg im Mürztal als Protest gegen den Umgang der katholischen Kirche mit dem Thema Missbrauch. Im Wallfahrtsort selbst befürchtet man hingegen keine Auswirkungen auf den Pilgerzulauf. Pater Karl: "Viele Wege führen nach Mariazell. Der Pilger ist letztlich immer klüger."

Weniger gelassen reagiert die Politik. Das BZÖ brachte am Mittwoch bei der Staatsanwaltschaft Graz eine Anzeige wegen Verhetzung ein. "Diese Tafeln vermitteln eindeutig den Tatbestand, dass sämtliche katholische Geistliche auch Kinderschänder seien. Das Verbot für sämtliche katholische Geistliche ruft eindeutig zu feindseligen Handlungen gegen eine Religionsgemeinschaft auf. Das ist geschmackloseste Hetze", begründet der steirische BZÖ-Chef Gerald Grosz den Rechtsschritt.

Medienansturm im Unterholz

"Einfach lächerlich. Wo bitte ist da eine Verhetzung? Ein völliger Blödsinn. Ich lasse mich jetzt sicher nicht ins Nazi-Eck drängen", sieht Rothwangl keinen strafrechtlichen Tatbestand. In seinem Wald ist übrigens seit Bekanntwerden des Betretungsverbots nichts mehr so wie vorher. Auch wenn Geistliche derzeit ein Problem im steirischen Gehölz haben, Journalisten sind noch willkommen. Rothwangl: "Der mediale Ansturm aus dem In- und Ausland ist enorm. Ich steh fast nur im Wald und gebe Interviews."

Und die kuriose Aktion scheint auch bei Grundbesitzern in Österreich auf Gefallen zu stoßen. "Viele rufen an, gratulieren mir und wollen Schilder für den eigenen Grund haben", erzählt der obersteirische Kirchenrebell. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD; Printausgabe, 19.5.2011)