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Erklärt der Presse heute seinen Ärger: Banker Andreas Treichl.

Foto: APA/Robert Jäger

Ganz so hat sich Andreas Treichl die Geschichte wahrscheinlich nicht vorgestellt. Vorigen Donnerstag beschloss die Hauptversammlung der Erste Group, die der 56-jährige Volkswirt seit 1997 führt (damals hieß sie noch Erste Bank der oesterreichischen Spar-Casse), die Gagenverdoppelung für den Aufsichtsrat. Zum ersten Mal in seinemBerufsleben hörte Klavierspieler Treichl, dem Sympathiegewinnung zweifelsohne sehr wichtig ist, Kakophones: Buh- und Pfuirufe.

Am Tag nach der Schmach teilte "Andi" , wie ihn Freunde nennen, Saures aus. Vor Salzburger ÖVPlern, die ihn zur Diskussion geladen hatten, ließ er seinem seit Jahren aufgestauten Unmut über die Politik, zu der er als Finanzchef der ÖVP von 1991 bis 1997 doch selbst gehört hatte, freien Lauf. Seine Zuschreibungen "dumm und feig und keine Ahnung" bewegen seither das Land - ganz sicher eine Spur mehr, als es der Erste-Group-Chef selbst beabsichtigt hatte.

Daran, dass der Vater dreier Söhne und Ehemann von Opernball-Chefin und Journalistin Desirée Treichl-Stürgkh Wellen machen wollte, zweifelt niemand, der den "frechsten Banker Österreichs" (APA) kennt. "Treichl reicht es" , sagt seine Umgebung, und mit "es" sei der Stillstand der Wirtschaftspolitik und die "undifferenzierte Schlechtmacherei aller Banken" gemeint.

Doch während er früher allenthalben Gehör fand, das sich sogar in Erste-freundlichen Gesetzen ("Lex Treichl" ) niederschlug, ist es damit seit der Krise vorbei.

Ende 2008 konnte der legere Manager zwar noch punkten, indem er bestens vorbereitet, offensiv und als erster österreichischer Banker um Staatsgeld ansuchte - doch seither sank die Stimmung. Zwar sind die Ergebnisse der Erste Group gut - und Treichl zählt mit 2,8 Millionen Euro (inklusive Erfolgsbonus) für 2010 wieder zu den Spitzenverdienern - und trotzdem hakt es da und dort.

Keinen schlanken Fuß machte etwa die Affäre Peter Noever; der Chef des Museums für angewandte Kunst (MAK) stolperte über von den Grünen aufgedeckte private Feste im Museum; das Kuratorium unter Vorsitz Treichls musste Anzeige erstatten. Zwar betont der kunstsinnige Sohn des legendären Chefs der Creditanstalt, Heinrich Treichl, und der Übersetzerin Helga Treichl, man habe bestens reagiert; seine Stimmung hat die peinsame Causa aber offensichtlich nicht gehoben.

Nun hat Treichl die Tonspur gewechselt - und alle hören ihm wieder zu. (Renate Graber,DER STANDARD, Print-Ausgabe, 19.5.2011)