"Das höre ich zum ersten Mal", sagt der steirische ORF-Stiftungsrat Alois Sundl (SP): dass nämlich der steirische Soziallandesrat Siegfried Schrittwieser vor Mikros davonlaufe. Er kenne den SP-Mann lange, "der geht auf jedes Mikrofon zu".

Sundl, Generaldirektor der Merkur-Versicherung, hätte Schrittwieser Montag in "Thema" auch erstmals sehen können, wie er vor einem Mikro flieht. Jedenfalls schildert das Aktivist Fery Berger so, als er den Landesrat mit einer Gruppe schwer Behinderter und einem Thema-Team besuchen wollte, für einen Beitrag über die Kürzungen der Steiermark in dem Bereich. Das Büro wies sie ab, im Gastgarten entdeckten sie Schrittwieser und filmten seinen Abgang.

Sundl, so heißt es nun im ORF, habe sich dafür eingesetzt, dass die Szene nicht in Thema lief. "Das höre ich zum ersten Mal", verneint Sundl das auf Anfrage. Sundl sagt, er habe Donnerstag im Stiftungsrat gegen "Doppelgleisigkeiten" protestiert. Dass Wiener Teams in die Länder ausrückten, wo das doch die Landesstudios übernehmen könnten. Vom Thema -Einsatz sei der Grazer ORF nicht informiert gewesen, "ein Akt der Unhöflichkeit", findet Sundl.

ORF-Chefs müssen Landeshauptleute hören, bevor sie ORF-Landesdirektoren nominieren. Jedes Bundesland hat einen Sitz im Stiftungsrat, bei knapper Ausgangslage wie für die Generalswahl 2010 zählt jede Stimme. Gerade Steiermark und Salzburg gelten in der auf Alexander Wrabetz eingeschworenen SP-Fraktion als mögliche Dissidenten, wenn RTL-Boss Gerhard Zeiler antritt.

Wrabetz, zugleich ORF-Infodirektor, könnte der Thema-Schnitt also ganz recht sein. Er rief bis Redaktionsschluss nicht zurück. (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 20.5.2011)