"Mach die Augen auf. Es könnte schlimmer sein, doch besser war es nie", rappen Pierre Fragner, Rico Indrak und Simon Dietersdorfer von MA21.

Foto: Erich Waglechner

Wien - Sie tragen weite Hosen, sind cool, männlich und können besonders schnell sprechen, meist über Gewalt und die Erniedrigung des anderen Geschlechts - so das gängige Rapper-Klischee. Dass das nicht stimmt und HipHop und klassische Musik sich nicht gegenseitig ausschließen, beweist das Projekt Melting Pot - A Night in a Rocking Mall im Rahmen des Programmschwerpunktes Into the City der Wiener Festwochen.

Das Radiosymphonieorchester unter der Leitung von Cornelius Meister zieht für einen Abend in Wiens größte Shopping Mall und verwandelt mit jungen Künstlern der Street Academy dieses in eine Konzerthalle. "Die Texte der Wiener Gruppe MA21 sollen Jugendlichen Mut machen", ist im Programm zu lesen. "Was unsere Musik ausmacht, sind unsere Freunde, unsere Familien und die Stadt, in der wir leben", sagt MC Simon Dietersdorfer. Mit dem Gangster-Image will das HipHop-Trio nichts gemein haben.

Um Wien dreht es sich auch in den Texten der 19-jährigen Rapperin EsRap. "Es ist nicht einfach, doch ich lasse mich von niemanden aufhalten, nur weil ich eine Frau bin", sagt die in der HipHop-Szene etablierte junge Musikerin. Die Rapper werden gemeinsam mit den Beatboxern Fii und SaRa, der Brakdance-Crew streetlife supreme, DJ Zuzee und Slam Poetry-Artist Yasmin Hafdeh aufttreten. "Ich möchte körperlich gepackt werden, sei es durch Kammermusik oder HipHop", so der Komponist des Auftragswerkes Bernhard Gander. MA21 und EsRap schrieben die Texte und steuerten eigene Songs bei. Eine Herausforderung für beide Seiten.

"Du hast 20 Geiger hinter dir, die richtig Gas geben, das ist Wahnsinn", beschreibt Simon Dietersdorfer die ungewohnte Zusammenarbeit mit einem Orchester. Gefallen fand Gander, der sich selbst als verkappten Rocker mit klassischen Handwerk bezeichnet, vor allem an der rhythmischen Sprache des HipHop. "Ich habe von den jungen Leuten mit anderem musikalischen Background sehr profitiert, denn jeder der Musiker von Melting Pot ist ein Profi in seinem Gebiet", sagt Gander über seine Faszination an der Zusammenarbeit.

Für die passenden Visuals sorgt Videokünstlerin Petra Zöpnek. Streicher statt DJ oder Rappen statt Arienschmettern? Ein Orchester in der Shopping Mall oder Breakdance im Konzertsaal? Melting Pot!

Die am Freitag einmalige stattfindende Aufführung in der Arena des Donau Zentrums ist nur der Anfang des Stadtlabors Into the City. In der Performance Wünsch dir was installieren die Künterlinnen des ArchitekKollektivs ProstoRoz die Bewohner des Siebenbrunnenplatzes. (11. bis 18. 6.) Das dritte Projekt, eine Ausstellung vor und im Parlament, untersucht die Situation der Roma in Europa. (26. 5., 27. 5. bis 8. 6.) (Elisa Weingartner/ DER STANDARD, Printausgabe, 20.5.2011)