Kann sich jemand Heinz-Christian Strache als Kanzler vorstellen? Nicht leicht. Und doch liegt die FPÖ laut einer OGM-Umfrage derzeit mit 29 Prozent an der ersten Stelle aller Parteien (der Rest: Die SPÖ kommt auf 28 Prozent, die ÖVP auf 23, Grüne und BZÖ erreichen 13 beziehungsweise fünf Prozent).
Ein Prozent Vorsprung, das sagt noch nicht allzu viel. Aber die Experten besonders der ÖVP verweisen auf einen signifikanten Umstand: In den sogenannten "Rohdaten", sozusagen dem harten Kern der Meinungsumfragen, liegt die FPÖ erstaunlich stabil. Es handelt sich um Leute, die explizit eine Parteienpräferenz angeben (bei anderen wird nach bestimmten, auf Erfahrungswerten basierenden Schlüsseln, "zugerechnet"). Bei FPÖ-Wählern ist traditionell die Bekennerfreudigkeit geringer als bei anderen. Wenn die "Rohdaten" hier über einen Zeitraum stabil sind, kann das heißen, dass sich die Haltung zu einer Partei verfestigt hat. Anders formuliert: Die FPÖ wird nicht mehr so sehr als Außenseiterpartei empfunden, sondern als normaler Teil der politischen Landschaft.
Das muss immer noch nicht heißen, dass alle FP-Wähler Strache als Kanzler wollen. Aber, wie kürzlich eine andere Umfrage zeigte, wollen 43 Prozent aller Wähler, dass die FPÖ in die Regierung kommt. Erinnert sich noch wer, dass Wolfgang Schüssel angeblich die FPÖ durch Einbindung bezwungen hat? War wohl ein größerer Irrtum. (rau, STANDARD-Printausgabe, 21./22.5.2011)