Tunis - In Tunesien halten Folter und Misshandlung Festgenommener nach Angaben einer Menschenrechtsaktivistin auch nach dem Sturz des autoritär regierenden Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali an. "Wir haben Augenzeugenberichte von Gefangenen bekommen, die nach der Revolution gefoltert wurden", sagte Radhia Nasraoui am Samstag der Nachrichtenagentur AFP. Einige seien auch vergewaltigt worden. Auch 14- und 15-Jährige, die an den Demonstrationen gegen die Staatsführung teilgenommen hätten, seien misshandelt worden, sagte Nasraoui. Sie vermute, dass der Polizei "grünes Licht für Folter" gegeben worden sei.

Nach Angaben der UNO, die sich auf Zahlen der Regierung berief, wurden im Zuge der Revolte im Dezember und Jänner rund 300 Menschen getötet und 700 weitere verletzt. Die tunesischen Behörden hatten die Zahl der Toten mit 234 angegeben und sich zu Verletzten nicht geäußert. Der Berichterstatter für Folter, Juan Mendez forderte in Tunis "umfangreiche Ermittlungen" zur Aufklärung der Gewalt und Reformen, um Folter in Tunesien zu verhindern.

Der Aufstand in Tunesien hatte am 17. Dezember mit der Selbstanzündung eines Arbeitslosen begonnen und sich daraufhin verschärft. Ben Ali floh Mitte Jänner unter dem Druck der Massen aus dem Land. Die Welle des Protestes war von Tunesien aus auf zahlreiche andere arabische Länder übergeschwappt. (APA)