Wie könnte ein Comedy-Abend besser anfangen als mit einer subtilen Standortbeleidigung? Grissemann und Stermann gastierten am vergangenen Samstag in der ausverkauften Aula der Kufsteiner Fachhochschule in Tirol und ließen das Publikum gleich am Anfang wissen, dass es hier sowieso keine KritikerInnen gebe.

Frische Zutaten

Weit gefehlt, im Internetzeitalter sitzen die KritikerInnen überall, und wenn es in der vorletzten Reihe ist. Da passt es auch, dass sich die Neuauflage des erfolgreichen Kabarettprogramms von Stermann und Grissemann im Jahr 2011 "Die deutsche Kochschau 3.0" nennt. Darin führt eine freundliche Volkshochschulleiterin in drag durch eine Art Best-Of Show der beiden Komiker. Manches ist bereits bekannt bzw. bereits veröffentlicht in der DVD "Wollt ihr das totale Sieb?!", anderes, wie der Handy-Strahlen-Ausdruckstanz von Tanzlehrer Manu dürfte vielleicht nur einem kleineren Publikum bekannt sein.

In dem knapp zweistündigen Programm hagelt es Pointen gegen Strache, Scheuch und Graf aber auch gegen Trans-Menschen, Hässliche und Deutsche. Warum sich das Duo diese derben Tiefschläge leistet, wird wohl ein ewiges Rätsel bleiben, Ortskundige stellten sich allerdings des Öfteren die Frage, wem oder was an diesem Abend das schallende Gelächter galt.

Kernige Tiroler

Mit freundlicher Nachsicht begegnete das Publikum der Figur "Johannes Keiler aus Kufstein", der in einer von mehreren Video-Zuspielungen mit extra hartem Kufsteiner K seine Wohltätigkeit unters Volk warf. Der gebürtige Innsbrucker Grissemann ist ja ein begnadeter Impersonator des kernigen Tirolers - die Feinheiten des Kufsteiner Dialekts, der keine "Woll, Woll"s und "han"s kennt, fielen dabei nur den echten "Unterlandlern" auf.

Nicht fehlen durfte auch das obligate Zerwürfnis zwischen dem Ösi und dem Deutschen. Das Gezänk und Gefluche ("Don't touch me, Deutscher") saß dabei bis in die letzte Pointe und ließ die ZuseherInnen begeistert zurück. Offensichtlich bewahrt der perfekt inszenierte Absturz vom echten: Grissemann und Stermann bewiesen auch im Jahr vier der "deutschen Kochschau", dass sie dem "totalen Sieb" noch gewachsen sind. (freu, derStandard.at, 23. Mai 2011)