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Tibetische Mönche betreten das Tashilhunpo Kloster in der Präfektur Xigaze. Das Kloster war nicht von den Festnahmen betroffen.

Foto: EPA/WU HONG

Peking - Die chinesischen Behörden erhöhen offenbar den Druck auf die tibetische Minderheit in der südwestlichen Provinz Sichuan. Nach der Selbstverstümmelung eines 21-jährigen Mönches habe das Militär ein Kloster in der Präfektur Aba gestürmt und etwa 300 tibetische Mönche festgenommen, sagte der Leiter des Klosters, Kirti Rinpoche, der Nachrichtenagentur Reuters am Montag in seinem Exil im indischen Dharamsala. "Die Unterdrückung wird immer schlimmer." Zu der Massenfestnahme sei es bereits am 21. April gekommen. Seitdem fehle von den festgenommenen Mönchen jede Spur.

Die Angaben konnten von unabhängiger Seite zunächst nicht überprüft werden, weil die chinesischen Behörden ausländischen Journalisten den Zugang in die Unruhegebiete verbieten. Die Behörden waren für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Das Außenministerium in Peking hatte im vergangenen Monat erklärt, in dem Kloster gehe alles seinen normalen Gang.

Der schwer zugängliche buddhistische Klosterstaat Tibet war von 1720 bis 1912 chinesisches Protektorat und nach dem Ende des chinesischen Kaisertums faktisch selbstständig. 1950/51 marschierten chinesische kommunistische Truppen in Tibet ein. 1959 nach der Niederschlagung des großen Volksaufstands floh das geistliche und weltliche Oberhaupt der Tibeter, der 14. Dalai Lama Tenzin Gyatso, mit über 100.000 Landsleuten über die Grenze nach Indien. Am 1. September 1965 errichtete Peking die "Autonome Region Tibet"; deren Fläche ist wesentlich kleiner als die des alten Tibet, von dem Teile den chinesischen Provinzen Qinghai und Sichuan zugeschlagen wurden. Menschenrechtsorganisationen und der Dalai Lama, der sich aus der Exil-Regierung zurückzieht, aber geistliches Oberhaupt bleibt, haben Peking unter anderem Zwangsabtreibungen und Zwangssterilisationen, sowie "kulturellen Völkermord" durch die massive Ansiedlung von Han-Chinesen vorgeworfen. (APA)