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Andy Marek ist kein Sinatra, er ist quasi Rapid.

APA-FOTO: HELMUT FOHRINGER

Es war im Jahr 1998, als Andreas Marek vom damaligen Rapid-Präsidenten Günther Kaltenbrunner gefragt wurde: "Willst du nicht das grün-weiße Haus aufbauen?" Marek wollte. Er wohnte ja schon seit 1992 in dieser Bruchbude, die zwar berühmt und populär, aber doch desorganisiert war. Als Stadionsprecher hatte der gelernte Einzelhandelskaufmann aus Groß-Siegharts im Waldviertel begonnen, wobei er sich nie als solcher sah. "Die Bezeichnung hat mir nie gefallen, das ist nicht überheblich gemeint. Ich bringe ja Emotionen rüber. Entertainer wäre zu viel, ich bin kein Frank Sinatra, kein Robbie Williams. Moderator passt."

Wobei der 48-Jährige hobbymäßig singt - sein Stil kann mit schlagernahem Pop umschrieben werden. 1984 nahm er an der österreichischen Vorausscheidung zum Song Contest teil, er wurde Sechster. Top Secret hieß diese Art Lied. Noch heute rollen ihn die Spieler von Rapid deswegen, Youtube ist gnadenlos. "Das Outfit war auch fürchterlich." Trotzdem ist Marek verheiratet und Vater von zwei Kindern.

Er baute also in Hütteldorf auf und um, bekam einen Titel umgehängt, Leiter des Clubservice. Der Andy kurbelte das Merchandising an, kümmerte sich um die Fans, suchte den Dialog. Es gelang ihm, ein paar Neonazis von der Westtribüne des Hanappi-Stadions zu verbannen. "Rassismus, Propaganda, Gewalt und Politik haben bei uns nichts verloren."

Natürlich war und ist das ein Kampf gegen Windmühlen. "Manchmal ist man überfordert. Ich bin nicht der Erziehungberechtigte. Obwohl ich im Stadion Verantwortung trage. Ich kann nicht sagen, sollte sich einer blöd aufführen: Schuld ist sein Papa. Wir müssen Richtlinien vorgeben."

Marek, er ist übrigens auch der Teamspeaker (Platzsprecher) der Nationalmannschaft, predigt die "Rapid-Familie", an die er tatsächlich glaubt. Wohlwissend, dass es in dieser schwarze Schafe gibt. "Oft frustrierte Leute, Sozialfälle. Es gibt Anrufe, die Hilferufe sind. Wir können gesellschaftspolitische Probleme nicht lösen, das wäre zu viel verlangt."

Man kann Marek Naivität vorwerfen. Am Sonntag wurde das Derby gegen die Austria abgebrochen, Rapid-Fans hatten den Platz gestürmt. Marek war geschockt. "Es ist etwas passiert, mit dem ich nie gerechnet habe. Scheinbar dürfte es doch nicht die beste Fanarbeit gewesen sein." Rapid lässt sich jetzt eine Alternative zum bisherigen Kuschelkurs einfallen. Noch ist sie "top secret". (Christian Hackl, DER STANDARD Printausgabe 24.05.2011)