Ein eigenes "Wahlshuttle" an der Wiener Technischen Uni lotst die Studierenden ins richtige Wahllokal. Die ÖH-Wahl startete gestern mit erfreulich hoher Beteiligung.

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Wien - Wenn die Fachschaftsliste der TU Wien mit Rosen, Krapfen und selbstgebackenen Keksen in der Morgensonne die Studierenden zur Wahl lockt, beginnt der erste Tag der ÖH-Wahlen mit einer Überraschung: lange Warteschlangen. Als das Wahllokal der Informatik am Dienstagmorgen zwei Minuten zu spät um 10:02 Uhr öffnet, stehen schon 40 Leute an, und nachdem das selbstgebastelte "Wahlshuttle" die Bauingenieurwesenstudierenden direkt von der Vorlesung zu den Kabinen lotst, staut es sich auch dort.

An 21 Unis können rund 280.000 Studierende seit gestern und bis morgen ihre Vertretung wählen. "Es ist wichtig, dass viele wählen gehen, damit die ÖH ernst genommen wird" , sagt Physik-Student Martin, der heuer ÖH-Erstwähler ist. Und die Wahl fällt hier den meisten nicht schwer: Nur eine Fraktion hat sich in Vorlesungen vorgestellt und ist ständig präsent. "Die anderen Fraktionen sind erst kurz vor den Wahlen in Erscheinung getreten" , meint Physik-Student Sebastian.

Wahlkabinen im Keller

Nicht viel von der ÖH-Wahl zu bemerken ist am Neuen Institutsgebäude der Uni Wien. Die Psychologie versteckt ihre Wahlkabine gleich ganz im Keller, zwei einsame Schilder weisen den Weg.

Ein ähnliches Bild zeigt sich am Uni-Campus: Eine fast schon verschlafene Ferienstimmung lockt um halb elf noch wenige zur Wahl. Zufällig in der Nähe ist eine Gruppe von Studierenden der Internationalen Entwicklungen und nutzt die Gelegenheit, ihre Stimme abzugeben. "Wir wollen gegen die Rechten wählen" , sagt Ute. Vor allem Plakatsprüche wie "Linke quälen" hätten sie gestört.

Nur für die Wahl gekommen ist dafür Theaterwissenschaftsstudent Thomas: "Es wird einem nicht leichtgemacht: Für mich ist kompliziert, dass ich extra auf den Campus fahren muss, anstatt zwischen den Vorlesungen an meinem Institut wählen zu können."

Kompliziert finden viele, wen sie überhaupt wählen dürfen: eine Studienvertretung (für die oft nur so viele Kandidaten wie Ämter "zur Wahl" stehen), eine Fakultäts- und eine Uni-Ebene, die wiederum die medial präsente Bundesvertretung beschickt.

Wie viele zur Wahl gegangen sind und wen sie gewählt haben, ist bereits morgen, Donnerstag, gewiss, da E-Voting wegen des Misserfolgs bei der letzten Wahl nicht mehr zum Einsatz kommt. Ausgezählt werden die Stimmen bereits um 17 Uhr, noch vor der Schließung des letzten Wahllokals. Ein Endergebnis wird zu Mitternacht erwartet. (Astrid-Madeleine Schlesier, Tanja Traxler/STANDARD-Printausgabe, 25.5.2011)