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Oprah Winfrey beendet ihre Talkshow - vorerst jedenfalls.

Foto: AP/dapd/Arbogast

Zum Schluss wird es Tränen geben. Vor 13000 Zuschauern in einer Arena, vielen Millionen an den Bildschirmen, sagt Oprah Winfrey Mittwoch ihrer Talkshow Adieu. Sie lebte von Gefühlen, "eine TV-Show als Gruppentherapie", schrieb "Time".

Bei Oprah gaben Filmstars und Popgrößen Geheimnisse preis, als wäre ihr Sofa ein Beichtstuhl, sie die Seelsorgerin. Vom Talk-Rauschen der Konkurrenz unterschied sie schonungslose Offenheit, mit der die Gastgeberin eigene Probleme, eigene Erlebnisse zur Sprache brachte. Im Premierenjahr 1986 saß Laurie im Studio, eine Frau, die als Kind von ihrem Vater sexuell missbraucht worden war. Lauries Geschichte sei auch ihre Geschichte, ließ die Winfrey ihr verblüfftes Publikum wissen. Mit neun sei sie zum ersten Mal vergewaltigt worden von einem 19-jährigen Cousin. Der Enthüllung folgten Hymnen auf ihre Ehrlichkeit, der Durchbruch zum Ruhm. Zwei Jahre darauf zog Oprah ein Handwagerl mit 33,5 Kilo Fett auf die Bühne, so viel hatte sie bei einer Diät verloren.

Vanity Fair attestierte ihr "größeren Einfluss auf die Kultur als jedem Uni-Rektor, Politiker, Geistlichen – vielleicht mit Ausnahme des Papstes".

Einer Afroamerikanerin gelang es, die weiße Mittelschicht für sich einzunehmen, speziell die Hausfrauen in ihren gepflegten, langweiligen Vororten. Als Michelle Obama in der Hitze des Wahlduells 2008 mangelnder Patriotismus unterstellt wurde, trug Oprah dazu bei, "Middle America" vom Gegenteil zu überzeugen.

Und nun? Täglicher Auftritte überdrüssig, will die 57-Jährige kürzertreten, sich nur ihrem eigenen Sender widmen. OWN, gegründet im Jänner, durchläuft eine Krise, die Quoten sind schlecht, zwei Topleute wurden bereits entlassen. Bald wird Oprah Winfrey wieder im Talkshow-Studio sitzen. (Frank Herrmann/DER STANDARD; Printausgabe, 25.5.2011)