Wien - "Österreich"-Herausgeber Wolfgang Fellner geht davon aus, dass die Ermittlungen gegen ihn wegen des Verdachts der Beihilfe zur Untreue "in Kürze eingestellt werden". Davon, dass die im Zusammenhang mit der Causa Immofinanz durchgeführten Hausdurchsuchungen an fünf Adressen von Fellner und dessen Bruder Helmuth Fellner "unrechtmäßig" waren, ist Fellner ohnedies überzeugt und hat beim Oberlandesgericht (OLG) Beschwerde dagegen eingelegt. Laut OLG könnte es allerdings noch einige Zeit dauern, bis die Entscheidung über die Rechtmäßigkeit der Razzien fällt. Solange sind auch die Ermittlungen in der Causa Fellner/Immofinanz blockiert, da die sichergestellten Akten versiegelt sind.

Die Staatsanwaltschaft Wien untersucht unter anderem, ob ein Bürogebäude in der Geiselbergstraße in Wien-Favoriten zu günstig von der Immofinanz an die Fellners verkauft wurde. Außerdem interessieren sich die Ermittler für einen Immobilien-Deal in der Schweiz. Ende Jänner wurden schließlich Razzien durchgeführt, die Staatsanwaltschaft hoffte, Unterlagen zu finden, die den Verdacht des "Beitrags zur Untreue" erhärten könnten.

Wolfgang Fellner hatte sich nach den Hausdurchsuchungen "empört" gezeigt, er ortete eine eklatante Verletzung des Redaktionsgeheimnisses, was die Staatsanwaltschaft naturgemäß anders sieht. Die Unterlagen konnten die Ermittler jedenfalls noch nicht sichten, denn die beschlagnahmten Akten bleiben so lange plombiert, bis das OLG eine Entscheidung getroffen hat.

Schwer belastet

Fellner wird ebenso wie sein Bruder Helmuth in jüngst aufgetauchten Zeugeneinvernahmeprotokollen in Zusammenhang mit der Causa Immofinanz schwer belastet. Laut Fellner sind diese Aussagen allerdings "völlig falsch und mittlerweile in allen Punkten widerlegt". Dass er selbst jemals beschuldigt wurde, bestreitet der "Österreich"-Herausgeber ebenfalls: "Es gibt keine einzige Aussage, in der ich namentlich belastet werde", es handle sich hier um eine Verwechslung, so Fellner. Thomas Vecsey, Sprecher der Staatsanwaltschaft Wien, meinte hingegen: "Die Fellner-Brüder werden nach wie vor als Beschuldigte geführt."

Tatsächlich basierten die Hausdurchsuchungen u.a. in Büros der "Fellner Medienprojekte GesmbH" im Jänner diesen Jahres auf jenen Zeugenaussagen, die zwei hochrangige Mitarbeiter der damaligen Constantia Privatbank (CPB), die wie die Immofinanz und die Immoeast von Karl Petrikovics geleitet wurde, bereits im Jahr 2009 gemacht hatten. Laut vorliegenden Zeugeneinvernahmeprotokollen gehörten die Fellners zu "guten Kunden der Bank", die "bei Laune gehalten bzw. bei Immobiliengeschäften bevorzugt behandelt worden" seien. Als Beispiel nannten die Zeugen G. und S. in diesem Zusammenhang drei "möglicherweise auffällige" Deals des Immo-Konzerns mit den Fellners.

Zeugen

S., in der CPB u. a. für Konzernrechnungswesen zuständig, nannte dabei als erstes einen Deal der Immofinanz in den USA: Der den Fellners zugeordneten Immo2000 (die heutige "Fellner Medienprojekte GesmbH) sei der Einstieg in die IMF Holdings LLC zu Buchwerten ermöglicht worden, "während Gutachten und interne Kalkulationen bereits deutlich höhere Werte indizierten". S. schätzte den Verlust demnach auf "mehrere Millionen Euro" und konnte nicht verstehen, warum Fellner zu Buchwerten einsteigen konnte, schließlich habe der Immo-Konzern damals in den USA "riesige Gewinne mit Appartements eigenfahren." Fellner sei "einer der größten Kunden der Bank" gewesen, "Hintergrund war also vermutlich nicht nur seine Zeitungsmacht", mutmaßte der Zeuge. Er, S., habe diese Transaktion mehrmals mit seinem Vorstand und seinem Kollegen G. diskutiert. "Aus diesen Gesprächen weiß ich, dass Fellner gegenüber CUT (Immo-Finanzvorstand Christian Thornton, Anm.) sich immer darauf berufen hat, etwas so mit KPE (Karl Petrikovics, Anm.) ausgemacht zu haben." Petrikovics und Thornton haben sämtliche von G. und S. erhobenen Vorwürfe erst unlängst dementiert.

Auch den Ankauf des Büroobjekts in der Wiener Geiselbergstraße führten G. und S. ins Treffen. Für den Deal interessiert sich die Staatsanwaltschaft ebenfalls. Laut G. hat Helmuth Fellner 2006/2007 das Objekt in Simmering an die Immofinanz verkauft - angeblich zu überhöhten Preisen. Denn "in der Bilanz der IF wurde das Objekt noch im selben Jahr um ca. 15 bis 16 Mio. abgeschrieben", behauptete der Zeuge. Auch S. meinte: "Kurz nach dem Ankauf wurde die Immobilie ... für Bilanzzwecke bewertet, dies führte zu einem Wertverlust von mehreren Mio. Euro. Nach meiner Erinnerung wurde erheblich abgewertet, zu einem Drittel oder einem Viertel."

Fellner wies diese Darstellungen bereits in der Vergangenheit vehement zurück. Früheren Angaben des Medienmachers zufolge hat die Medienprojekte Gesellschaft von Helmuth Fellner das Bürogebäude im Jahr 2000 erworben und später wieder an die Immofinanz zurückverkauft. Die Staatsanwaltschaft hegt den Verdacht, dass die Immofinanz dafür zu viel bezahlt hat. Fellner dementierte dies bereits im Jänner via "Österreich": "Tatsächlich belegen alle Unterlagen, dass das Bürogebäude 2004 zu exakt jenem Preis (zuzüglich Zinsen) an die Immofinanz zurückverkauft wurde, zu dem es 2000 erworben wurde. Es hat also keinerlei Bereicherung oder Wertsteigerung gegeben."

Ein weiteres Geschäft, das G. und S. stutzig werden ließ und dem die Staatsanwaltschaft nachgeht, betrifft den Verkauf einer Residenz in St. Moritz in der Schweiz durch den Immokonzern. Zeuge G. meinte zu den Ermittlern, dass diese Geschäft "weit unter Wert" abgeschlossen worden sei. Er., G., und sein Kollege S. hätten intern den "zu geringen Kaufpreis und die extrem komplizierte Vertragsstruktur kritisiert." Der für die Abwicklung zuständige Mitarbeiter habe gemeint, "das sei so zwischen Fellner und KPE abgesprochen". Laut Wolfgang Fellner sei es zu dem Deal hingegen nie gekommen. (APA)