Paul Nestlang: "Sleepless"

Foto: Leopold Museum

Wien - "Es war, als ob er von einem Tag auf den anderen einfach verschwunden wäre." So beschreibt Mario Gündl den Tod seines engen Freundes Paul Nestlang, gerade einmal 23 Jahre alt, im Jahr 2004.  Das Werk des Wiener Künstlers wird nun in dem aufwendig gestalteten Bildband "UnseenStrangers", den Gündl gemeinsam mit Gregor Auenhammer herausgegeben hat, präsentiert. Begleitet wird die Publikation von einer Ausstellung im Atrium des Leopold Museums, die 28 ausgewählte Arbeiten Nestlangs zeigt und dabei seine intensive Beschäftigung mit dem Thema Mensch beleuchtet.

"UnseenStrangers" ist auch der Titel eines zuletzt entstandenen Zyklus Nestlangs, der als dessen Lebenswerk angesehen werden kann. Insgesamt sind etwa 400 Arbeiten noch erhalten, so Gündl  bei einem Pressegespräch. 2000 hat Nestlang im Wunsch, einen künstlerischen Neuanfang zu begehen, den Großteils seines Jugendwerkes vernichtet. Die erhaltenen Werke präsentieren ihn als wandlungsfähigen Zeichner und Maler, der von Schnelligkeit getrieben war.

Arbeiten aus dem Nachlass

So ist etwa auch das Ölbild "Sleepless", das von Rudolf Leopold erworben wurde und bereits 2006 im Rahmen der Ausstellung "Körper, Gesicht, Seele" im Leopold Museum zu sehen war, in einer Nacht entstanden, wie Gündl erzählte. "Es ist somit nicht nur ein Bild, sondern eine gewisse Art von Realität." Ähnlich beschreibt es der verstorbene Sammler Leopold im Vorwort des Bildbandes. In Nestlangs Arbeiten werde "eine fiebrige, rasche Arbeitsweise sichtbar - als ob der Künstler gefürchtet hätte, nicht schnell genug zu arbeiten, um seine Wahrnehmungen festhalten zu können".

Die Werke sind teils Kohle-, teils Ölbilder, verbunden von einer melancholischen Grundstimmung und durchschimmernden Entschlossenheit. Düstere schwarz-weiß Porträts stehen dabei neben enorm plastischen Körperstudien, die zum Teil grotesk überformt sind. Von der Konzeption her sind die Bilder mitunter sehr offen gehalten, wie etwa "Fence", das den titelgebenden Maschendrahtzaun in eine angedeutete Figur fließen lässt, während zum linken Bildrand hin alles erhellt wird. Auf diese "unsichtbaren Fremden" setzt Nestlang den Fokus, konzentriert sich mal auf körperliche Merkmale, mal auf die Emotion der Gesichtsausdrücke und erzeugt damit eine sehr einnehmende Stimmung.

Für Elisabeth Leopold sind die Ausstellung und die Buchpräsentation (am Mittwoch, 25.5. um 19 Uhr) im Leopold Museum einerseits ein "unendlich trauriger, aber doch zugleich schöner Anlass", um sich mit dem Werk dieses jung verstorbenen Künstlers zu beschäftigen. Die Ausstellung, bestehend aus Arbeiten aus der Sammlung Leopold II sowie dem noch nicht veräußerten Nachlass des Künstlers, wurde von seinem Vater, Gerhard Nestlang, zusammengestellt, und ist bis zum 6. Juni zu sehen.  (APA)