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"Christus ja, Scheidung nein": Die katholische Kirche in Malta ist strikt gegen den Antrag, über den am Samstag abgestimmt wird.

Foto: REUTERS/Darrin Zammit Lupi

Bis dass der Tod Euch scheidet: Am Samstag stimmen die Malteser über die Zukunft eines EU-weiten Unikums ab. Bis heute ist es auf der Mittelmeerinsel verboten sich scheiden zu lassen. Geht das Referendum im Sinne der Befürworter aus, können sich zerkrachte Paare künftig vier Jahre nach ihrer Trennung offiziell scheiden lassen.

Im vergangenen Juli hatte ein Abgeordneter im maltesischen Parlament einen entsprechenden Antrag eingebracht, Premierminister Lawrence Gonzi von der christdemokratischen Nationalistischen Partei schlug daraufhin eine Volksabstimmung vor.

Befürworter hoffen dass die Debatte in Malta eine grundsätzliche Öffnung und Modernisierung des Landes in die Wege leitet. Das Nein-Lager befürchtet, die Legalisierung der Scheidung könnte du einem Anstieg an gescheiterten Ehen und zu Erosion in der maltesischen Gesellschaft führen. Mehr als die Hälfte der 316.000 Wahlberechtigten müssen für den Antrag stimmen, das Referendum ist nicht bindend.

Europäisches Unikum

Nur Malta und der südostasiatische Inselstaat Philippinen verbieten ihren Bürgern sich scheiden zu lassen. Zwischen 2007 und 2009 nutzten zu diesem Zweck 102 Malteser die europäische Reisefreiheit und ließen sich im Ausland, etwa im nahen Italien, scheiden. Die Inselbehörden lassen Pragmatismus walten und erkennen Scheidungen im Ausland an.

Bisher können Ehen in Malta entweder annulliert oder rechtlich getrennt werden, letzteres bedeutet unter anderem, dass das Paar vom Staat bezahlte Mediationskurse belegen muss und Unterhaltszahlungen weiter fällig werden.

Die katholische Kirche, die in der Verfassung als Staatsreligion verankert ist, reagierte empört, ein Bischof nannte die Unterstützer des Antrags "Sünder". Jesus würde den Bürgern in der Wahlkabine über die Schultern blicken, heißt es vonseiten der Nein-Kampagne. Auch die Regierung hat sich klar deklariert, Finanzminister Tonio French schrieb im April in einem Kommentar im Malta Independent, die Jungfrau Maria sei in großer Sorge, seit Malta über Scheidung diskutiert. maltas Grünpartei Alternattiva Demokratika ruft ihre Klientel zu einem "Ja" auf. Umfragen lassen auf einen knappen Ausgang schließen, zuletzt hat das Ja-Lager drastisch an Zustimmung verloren und liegt nur noch um "einen Hauch" vorne. (flon/derStandard.at, 26.5.2011)