Roberto Eggs: "Wir sind stabil durch die Krisen gekommen"

Foto: Louis Vuitton/Thomas Gogny

Standard: Sie sind seit 1985 in Österreich. Warum ausgerechnet jetzt der Großauftritt mit dem Global Store?

Eggs: Weil wir eine Nachfrage dieses Ausmaßes orten. Weil Wien ein exzellenter Standort für Louis Vuitton ist, weil sich die Möglichkeit der Immobilie in der Tuchlauben aufgetan hat und weil die Produktpalette von Vuitton eine Dimension erreicht hat, die ein großes Haus für Wien verlangt. 1985 hatten wir ein schmales Programm. Keine Uhren, keine Juwelen und vor allem keine Mode. Jetzt gibt es alles.

Standard: Wie groß wird's denn?

Eggs: Der derzeitige Store ist 400 Quadratmeter groß, in der Tuchlauben werden es 1300 sein. Es wird ein sogenannter Global Store, aber kein Maison Vuitton, die Flaggschiffe der Marke sind. Von denen gibt eines in Paris und eines in London, Rom ist in Planung. Was den Global Store vom Maison Vuitton unterscheidet, ist das Ausmaß der Einbindung von Kunst und Kultur. Im Wiener Global Store wird es kulturelle Bezüge geben, aber nicht im Sinne eines Ausstellungsbetriebs. London hat eine Galerie mit Exponaten von z. B. Damien Hirst.

Standard: Was wird sich im neuen Store genau abspielen?

Eggs: Im Erdgeschoß Gepäck. Im ersten Stock Prét-à-porter für Männer, im zweiten Stock für Frauen. Der Grund dafür ist, dass Männer nicht gerne über das Notwendige hinaus im Geschäft bleiben. Frauen hingegen schon.

Standard: Ist das Kaufverhalten von Männern und Frauen in allen Märkten gleich?

Eggs: Nein in Russland und Asien ist es viel ausgeglichener. Die Männer kaufen dort mehr Mode.

Standard: Der Eröffnung eines neuen Standorts gehen stets Analysen des Marktes und der Konsumentenströme voraus. Wie war das mit Wien?

Eggs: Wenn wir in Asien oder in neuen Märkten eröffnen, muss da viel gemacht werden. In Wien sind wir seit 35 Jahren. Wir wissen, was hier wie funktioniert.

Standard: Wen möchten Sie als Nachbarn? Wissen Sie, wer da neben Ihnen einzieht?

Eggs: Nein, wissen wir nicht. Natürlich wären uns manche lieber als andere. Aber üblicherweise zieht Vuitton einen ganz bestimmten Kreis an Brands an. Damit rechnen wir auch in der Tuchlauben.

Standard: Abercrombie and Fitch wird ins Spiel gebracht? Würde Ihnen das gefallen?

Eggs: Ich hätte nichts einzuwenden. Sie ziehen Leute an. Das kann nicht schlecht für uns sein.

Standard: Was ist das Spezielle am Wiener Standort?

Eggs: Die Architektur. Die Einbindung des Gebäudes in das architektonische Ensemble in der Tuchlauben unter Wahrung des Grundkonzepts von Peter Marino steht im Vordergrund. Wir nützen diesen Vorteil der Immobilie bis zum letzten Winkel. Man wird bis zur Michaelerkuppel sehen.

Standard: Nun sind der Wiener Graben, Tuchlauben, Kohlmarkt vor allem die Meile für Uhren und Schmuck. Rolex gegenüber wird in naher Zukunft eröffnen. Andere Mitbewerber aus dem Luxus-Segment suchen hektisch. Wie präsentieren Sie Uhren und Schmuck?

Eggs: Wir haben unseren Uhren- und Schmuckbereich in den letzten Jahren sehr stark entwickelt. Das massive Interesse des lokalen Markts an uns bestätigt uns in unserer Strategie. Uhren und Schmuck werden wir in einem etwa 100 m2 großen Bereich zusammenfassen. Er wird einen eigenen Eingang haben. Ob mit oder ohne Doorman, ist noch nicht klar.

Standard: Wie entwickelt sich der Luxusbereich nach Finanzkrise und Fukushima?

Eggs: Wir sind stabil durch die Krisen gekommen. Natürlich sind sie lokal differenziert spürbar, aber unser Atem ist lang genug, um das auszugleichen. Dieses Unternehmen ist 150 Jahre alt. Es hat viele Krisen gesehen, und wir haben eine lange Perspektive. Wenn jetzt Griechenland ein Problem hat, sind wir geduldig und zuversichtlich, dass bessere Zeiten kommen. (Bettina Stimeder, DER STANDARD; Print-Ausgabe, 26.5.2011)